Warnstreiks im Metallbereich: Streiks ausweiten - alle Forderungen durchsetzen!

  Von 3-5.11. haben österreichweite Warnstreiks im Metallbereich stattgefunden, nachdem die Bosse sich weigern angemessenen Lohnerhöhungen zuzustimmen. Wir haben uns an einer öffentlichen Kundgebung auf der Triester Straße beteiligt und uns solidarisch gezeigt. Die Warnstreiks und die öffentliche Kundgebung sind ein wichtiger Schritt, aber um die Forderungen durchzusetzen wird es weitere Kampfmaßnahmen brauchen. Auf der Kundgebung hatten auch drei Aktivist*innen der SLP die Möglichkeit sich mit Solidaritäts Botschaften an die Kolleg*innen zu wenden und  zu betonen, dass wir unterschiedliche Kämpfe zusammenführen müssen. Anna, Elementarpädagogin in Ausbildung, berichtete von den Streiks und Protesten in den Kindergärten und Horten. Thomas, Betriebsrat in der Elektroindustrie betonte die Notwendigkeit den Arbeitskampf breit und demokratisch zu organisieren und zu planen um Forderungen durchzusetzen und Michi, Betriebsrat beim ASB-Wohnen und Soziale Dienste berichtete von den Streiks im privaten Gesundheits- und Sozialbereich und betonte die Notwendigkeit von Streiks auch in anderen Branchen.

​Hier dokumentieren wir den Flyer den wir auf der Kundgebung verteilt haben: 

Streiks ausweiten - alle Forderungen durchsetzen!

Die heutigen Warnstreiks sind ein guter erster Schritt. Es ist überdeutlich das die Firmen nicht einmal daran denken, den Beschäftigten auch nur einen Anteil des Aufschwungs abzugeben, von echter Umverteilung ganz zu schweigen. Tatsächlich haben die Bosse Coronasogar genutzt, um auf Kosten der Beschäftigten durch Intensivierung, Kurzarbeit etc. ihre Profite zu erhöhen. Seit Jahren sind die Abschlüsse zu niedrig:. Die 4,5% sind  eine Untergrenze! Um diese tatsächlich zu erkämpfen wird Routine wie jedes Jahr nicht ausreichen. Für einen “außergewöhnlichen Abschluss”  wird es auch außergewöhnliche Kampfmaßnahmen bis hin zu mehr als nur symbolische Streiks brauchen. Eine offensive Lohnrunde ist nicht nur dringend notwendig um die Forderungen durchzusetzen, sondern auch, weil die Rechte von Beschäftigten insgesamt auf politischer und betrieblicher Ebene unter Druck geraten und wir dringend eine gewerkschaftliche Offensive brauchen. 

Wackliger Aufschwung

Der aktuelle Aufschwung der Wirtschaft ist weder dauerhaft sicher, noch stabil. Die Inflation steigt, im Winter werden v.a. die Energiepreise explodieren. Die momentan abklingende Wirtschaftskrise hat viele Schwachstellen des globalen, kapitalistischen Wirtschaftssystems offen gelegt. Stockende Lieferketten, geografisch (Suezkanal) und geopolitisch fragile Handelswege, wachsende Konfliktherde und Verhärtung von Wirtschaftsblöcken (USA-Chinakonflikt) und weltweit rasant wachsende Staatsschulden - das alles hat direkte Auswirkungen auf Beschäftigte. Eine alleinige Orientierung unserer Forderungen am Wirtschaftswachstum bzw. der Inflation ist daher langfristig fatal! Es geht darum, die Forderungen aufzustellen und umzusetzen die wir dringend brauchen ohne Rücksicht auf die Profite der Bosse.  Das Wirtschaftswachstum kann sich ständig ändern, die ungleiche Verteilung von Reichtum verschärft sich aber ständig. Deshalb brauchen wir grundlegende Veränderungen.

Nein zur Steuerreform für Reiche und Konzerne!

Die Noch-Regierung fasselt von “Gerechtigkeit” durch die „ökosoziale“ Steuerreform. Wo ist die Gerechtigkeit, wenn Konzerne wie KTM mit Millionen/ Jahr weiter entlastet werden (allein durch die KÖSt Senkung um 700 Millionen), während gleichzeitig Menschen mit kleinem Einkommen, die sich den ökologischen Umstieg nicht leisten können, bestraft werden?icht einmal fürs Klima bringt dieses Geschenkparket für die Bosse was. Das zeigt, dass wir dringend einen allgemeinen gewerkschaftlichen Kampf für eine Entlastung von Beschäftigten und Besteuerung von Superreichen und Konzernen brauchen - damit die Kosten der Krisen nicht auf uns abgeladen werden. 

Forderungen ausweiten!

Es reicht nicht, die Lohnverhandlungen nur um das Thema Lohnerhöhung aufzuziehen. Wir leiden unter wachsendem Arbeitsdruck oder haben aufgrund von wirtschaftlichen Umstrukturierungen Angst um den Job. Stattdessen brauchen wir eine kämpferische Kampagne für Arbeitszeitverkürzung Dabei können wir nicht akzeptieren, dass Arbeitszeit und Löhne gegeneinander ausgespielt werden und brauchen eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn und Personalausgleich.

Jobs und Klima retten geht nur mit den Beschäftigten!

Die Klimakrise wird nicht mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden: durch Hochwasser und Hitzesommer spüren wir sie immer stärker. Gleichzeitig versuchen Regierende und Bosse die Klimakrise und Jobs gegeneinander auszuspielen und dabei die Kosten für Klimaschutz an uns abzuladen während Profite geschützt werden. Tatsächlich kann Klimaschutz nur durch die Beschäftigten funktionieren. Nur so können wir das ganze Potential aber auch “know how” in der Industrie nützen um Jobs UND die Umwelt zu retten. Aber dafür braucht es in der Gewerkschaftsbewegung eine politische Strategie, in deren Zentrum die Rolle der öffentlichen Hand und die Beschäftigten stehen. Eine Übernahme z.B. von MAN durch die öffentlichen Hand, staatliche Investitionen und eine Umstellung der Produktion, z.B. auf Busse für den Nahverkehr hätten sogar zusätzliche Jobs schaffen können 

Wir sind nicht alleine!

Das alles trifft nicht nur die Metaller*innen, sondern die gesamte österreichische Arbeiter*innenklasse. Vor Kurzem streikten die Beschäftigten der Wiener Kindergärten und Horte für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. In den Spitälern ist die Stimmung unter dem überlasteten Pflegepersonal am Kochen. Auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich, im Handel und anderen Branchen stehen Kolleg*innen vor sehr ähnlichen Fragen! An diese Stimmung und Auseinandersetzungen muss jetzt angeknüpft, und die Kämpfe zusammengeführt werden. Gemeinsame Punkte könnten aufgegriffen, und zu einer breiten Bewegung aufgebaut werden. Eine Zusammenführung würde ein riesiges Kampfpotential eröffnen, Im Endeffekt geht es darum, an wem sich unsere Gesellschaft orientiert: Profite, Management und Bosse oder Beschäftigte (ganz egal ob bei der Voest, im Kindergarten oder im AKH). 

Nach dem heutigen Warnstreiks müssen die Beschäftigten aktiv in die Planung der nächsten Schritte (und einer möglichen Ausweitung des Forderungspakets) einbezogen werden. Für den Erfolg jedes Arbeitskampfes ist entscheidend, wie stark sich Kolleg*innen beteiligen. Um eine breite Beteiligung zu ermöglichen aber auch um sicherzustellen, dass die Verhandlungen im Interesse der Beschäftigten geführt werden ist eine demokratische Organisierung des Arbeitskampfes notwendig. Wir brauchen regelmäßige Betriebsverhandlungen und Diskussionen über Strategie, Forderungen und nächste Schritte. 

Wir müssen den Protest zu Beschäftigten in anderen Bereichen tragen: vor Spitäler, Kindergärten und Schulen. Wir brauchen starke gemeinsame Demonstrationen. Und wir brauchen die Ausweitung von Streiks - auf andere Bereiche und auf längere Dauer. Wir streiken nicht “gerne” sondern weil es notwendig ist! Die Dauer hängt nicht von uns ab, sondern wann die Unternehmen endlich bereit sind, unsere ohnehin mageren Forderungen zu erfüllen.

Streik-Workshop am Eine Welt zu gewinnen | 11.12.2021

Auf dem Event diskutieren wir zwei Tage lang darüber wie wir uns gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Ein Workshop wird sich damit beschäftigen wie streiken funktioniert und unsere neue Streikbroschüre vorstellen. 

Kundgebung: Kindergärten, Metaller, Handel - Jetzt Kämpfe zusammenführen!

Wir organisieren eine Straße-Kundgebung in Solidarität mit den Auseinandersetzungen in unterschiedlichen Branchen. 

8.11. | 16:30 | Urban Loritz Platz

Unsere Vorschläge:

  • Konsequente Verteidigung aller Forderungen der Gewerkschaft und Abwehr aller geforderten Verschlechterungen
  • Für den weiteren Kampf brauchen wir eine Eskalationsleiter die auch längere und breitre Streiks beinhaltet
  • Diese müssen demokratisch und unter aktiver Einbeziehung aller Beschäftigten, mit einer Debatte zur aktuellen Situation, ablaufen und können den Forderungskatalog durch Beschlüsse in den Betrieben auch verändern bzw. ergänzen.
  • Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis: die Beschäftigten müssen entscheiden ob der Kampf fortgesetzt oder ein Angebot angenommen wird.
  • Ein gemeinsamer Aktionstag mit Demonstrationen und Streiks von Beschäftigten der Metaller*innen und Kindergärtner*innen zu dem auch andere Berufsgruppen eingeladen werden
  • Eine politische Offensive der gesamten Gewerkschaftsbewegung: Reiche und Unternehmen sollen zahlen für Gesundheit, Bildung, Klima und ordentliche Löhne!