Vor 95 Jahren: Mord in Schattendorf und Justizpalastbrand

Katja Stranka

Schon 1918 würgt die Sozialdemokratie in Österreich die Revolution ab, beginnend mit dem Jännerstreik. Obwohl sich Räte bildeten und in Ungarn und Bayern Räterepubliken entstanden, retteten Otto Bauer, Karl Renner & Co. den Kapitalismus und setzten auf die Arbeit in einer Koalitionsregierung. Im „Roten Wien“ kam es zu einer Reihe Verbesserungen wie Gemeindebauten, Waschküchen, Kindergärten etc. Aber das Kapital wurde nicht enteignet und so blieb die Macht der Unternehmen intakt, die sich zunehmend bewaffnete Organisationen schufen, die Heimwehr und den Frontkämpferbund, um die Arbeiter*innenklasse und ihre Errungenschaften zurückzudrängen. Am 30.1.1927 organisierte der sozialdemokratische Schutzbund im burgenländischen Schattendorf einen Aufmarsch. Frontkämpfer schossen auf den Aufmarsch und ermordeten 2 Teilnehmer.

Trotzdem kam es am 15. Juli zum Freispruch der rechten Mörder. Die Beschäftigten der städtischen Elektrizitätswerke in Wien schalteten zum Protest den Strom ab. Es kam zu Massenprotesten von Arbeiter*innen und der Justizpalast ging in Flammen auf. Die „Christlich-Soziale“ Partei (Vorgängerin der ÖVP, Trägerin des Austrofaschismus) war verantwortlich für das Blutbad, das die Polizei anrichtete, als sie in die Demonstration schoss: 89 Tote und über 1.600 Verletzte. Und die Sozialdemokratie? Die Parteiführung war auf Tauchstation, reagierte nicht mal auf Anfrage - eine Taktik, die direkt in die Niederlage führte.