Rote Seitenblicke - FM4

Moritz Erkl

Es ist 1995, und „Sabotage“ von den Beastie Boys schallt durch den Äther. Der im Zuge einer Ö3-Reform gegründete „Jugendsender“ FM4 ist geboren und verspricht rebellisches, nicht kommerzielles Radio. 20 Jahre später ist der Traum geplatzt. Ja, FM4 spielt immer noch andere Musik als Kronehit, Nachrichten werden immer noch auch auf Englisch präsentiert. Aber mittlerweile erreicht FM4 pro Woche an die 1 Mio. Menschen, und die hohen Ideale mussten der Profitmache weichen. Ursprünglich spielte man keine Werbung: gestrichen. Kein Kommerz? Wer einmal am Frequency war, bekommt seine Zweifel. Für alle zugänglich? Bei der offiziellen Geburtstagsparty (neuerdings in der Ottakringer Brauerei) wurden aus Profitgier mehr Karten verkauft als Platz da war, sodass Menschen eingepfercht auf der Treppe die Liveacts verpassten. Aber die Kasse stimmte. Die Kürzungspolitik der ORF-Geschäftsführung wurde auch bei FM4 umgesetzt, mit allen negativen Folgen für die Beschäftigten, ebenso wie der Umbau des Senders in Richtung noch mehr Kommerz.

Die „Sabotage“ ist futsch. Werbe- und profitfreies Radio – wie es bei staatlichen Sendern eigentlich die Regel sein sollte – auch. Radiosender unter der demokratischen Kontrolle der Beschäftigten – wie z.B. in Griechenland geschehen – könnten das ändern. Da es „On Air“ in Österreich allerdings bis auf lokale Kollektive (Radio Helsinki, Radiofabrik, etc…) nichts dergleichen gibt, wird wohl auch FM4 bis auf weiteres brav systemerhaltend wirken. Klingt Scheiße. Ist es auch!

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