Protest gegen Rammstein in Wien

von Christina Schilcher

Im Juni und Juli durfte Rammstein trotz der Vorwürfe bei allen geplanten Konzerten in Deutschland auftreten. Es kam zu den ersten Demonstrationen vor den Konzerten: in München waren 150 Demonstrant*innen vor Ort, in Berlin ungefähr 350. Bei den Demos wurde es immer wieder brenzlig, es fielen häufig sexistische Meldungen von Rammstein-Fans, teils wurden Gegenstände geworfen, es kam zu Androhungen von Gewalt. Die Rammstein-Konzerte am 26./27. Juli in Wien durften trotz mehreren lautstarken Aufrufen, es abzusagen, ebenfalls stattfinden. Erst Tage zuvor hatte eine Österreicherin schwere Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann erhoben.

Eine ROSA-Aktivistin berichtet:

„Es war meine allererste Demonstration. Bei der Demo fällt mir sofort auf, dass sich bereits eine sehr große Anzahl an Menschen versammelt hat. Ich hatte mit maximal 350 Personen wie in Berlin gerechnet – am Ende sollen es in Wien 1.800 gewesen sein. Meine Nervosität verfliegt so langsam. Eine Atmosphäre des Zusammenhalts und der Solidarität wird spürbar. Teilweise machen sich auch die Rammstein-Fans bemerkbar, die sich in kleinen Grüppchen vor der Absperrung zur Demo versammelt haben. Mal fotografieren sie, mal schreien sie uns an, meistens starren sie nur.

Die Demo war vor allem ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung, aber es darf auch nicht vergessen werden, dass Sexismus in der Kulturindustrie System hat und untrennbar mit dem Profitsystem zusammenhängt. Verantwortliche in der Industrie schauen absichtlich weg und profitieren vielleicht sogar noch davon. Rammstein sind nicht die Einzigen. Um etwas zu ändern, brauchen wir ausreichend Frauenhäuser und Schutzeinrichtungen für queere Personen, Kampagnen gegen Sexismus am Arbeitsplatz uvm.

Ich bin froh, dass ich hergekommen bin, stolz, dass so viele weitere Menschen hier waren. Hier zu sein und meinen kleinen Beitrag zu leisten, hat ein gestärktes Gefühl in mir hinterlassen. Ich bin nicht allein, und die Opfer sind es auch nicht.“

 

 

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