Profitraten in der Auto(matisierten) Produktion

Philipp Chmel

Das Ziel aller Kapitalist*innen ist, möglichst viel Profit im Vergleich zu dem von ihnen vorgeschossenen Kapital zu machen. Dieses teilt Marx in zwei Kategorien: 1) das konstante Kapital (c), z.B. Maschinen und Werkzeuge. 2) das variable Kapital (v) - also die Lohnsumme für die menschliche Arbeitskraft.

 

Die Kapitalist*innen kaufen unsere Arbeitskraft für eine bestimmte Zeit. Der Lohn entspricht im Durchschnitt dem Wert unserer Arbeitskraft – ist aber weniger als der Wert unserer gesamten in dieser Zeit geleisteten Arbeit. Das Kürzel (m) steht für diesen Mehrwert. Der Wert jeder Ware ist also c+v+m. (m) ist die Differenz zwischen vorgeschossenem Kapital und dem Wert der Ware, also das, woraus die Kapitalist*innen ihren Profit schlagen. Das Verhältnis (m) zu (v) nennt Marx die Mehrwertrate (m/v). Sie zeigt, wieviel von unserer Arbeit wir tatsächlich bezahlt bekommen – und wieviel die Kapitalist*innen einstreichen.

 

Der tatsächliche Profit bemisst sich aber im Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital (c+v). Marx definiert deswegen die Profitrate als m/c+v. Da die Ausweitung des Arbeitstages (absoluter Mehrwert) nur begrenzt möglich ist, versuchen die Kapitalist*innen, die Produktivkraft der Arbeit mittels neuer Technologie und Maschinen zu steigern (relativer Mehrwert). Das führt dazu, dass (c) größer wird. Die organische Zusammensetzung des Kapitals (c/v), also der Grad der Mechanisierung, nimmt zu. Das zeigt die Entwicklung der Autoindustrie. 2017 war die Beschäftigtenzahl mit 8,4 Millionen ähnlich wie 1970, die Zahl der pro Jahr hergestellten KfZs stieg jedoch von 16,5 auf 96 Millionen - eine unglaubliche Steigerung der Produktivkraft. Doch weil die Arbeitskraft jetzt noch effektiver ausgepresst werden kann, hat sie einen immer geringeren Anteil am Gesamtprodukt. Nimmt die organische Zusammensetzung des Kapitals (c/v) folglich stärker zu als die Mehrwertrate (m/v), dann führt das zu sinkenden Profitraten.

Dieser Dynamik versuchen die Kapitalist*innen entgegenzuwirken: Jobs streichen, um „überflüssige“ Ausgaben für variables Kapital zu reduzieren. Schicht- und Nachtarbeit, um die Maschinenlaufzeit zu erhöhen und konstantes Kapital effizienter zu nutzen. Investitionen in E-Mobilität und autonomes Fahren, um neue Märkte zu sichern. Letzteres hat zwei wichtige Folgen: Erstens werden für Elektroautos weniger Bauteile und darum weniger Beschäftigte gebraucht, die organische Zusammensetzung nimmt also noch mehr zu. Zweitens sind die nötigen Investitionen für neue Technologien sehr hoch. Um sich gegen die US Tech-Giganten (Tesla, Google & Co) zu behaupten und die Kosten für konstantes Kapital zu drücken, bedarf es vermehrter Kooperation (z.B. BMW & Daimler) und Fusionen (Fiat Chrysler & PSA Renault). Auch hier folgen die aktuellen Ereignisse den historischen Entwicklungen. 1974/75 gab es 25 relevante Autokonzerne, heute 12. Die Zulieferindustrie dominieren weltweit nur drei bis fünf Konzerne.


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