Profit statt Qualität – Das hat wer vom „KURIER“?

Unsozialer Personalabbau bei Tageszeitung
Helga Schröder

Eigentümervertreter der Tageszeitung „KURIER“ – Mehrheitseigentümer ist die Raiffeisen Holding – haben Verringerung der Personalkosten verlangt. Dem wird prompt nachgekommen: 36 MitarbeiterInnen wurden zur Kündigung angemeldet, davon sind 15 über 50 Jahre alt. Zu erwarten sind massive Überstundenleistungen und Qualitätseinschränkungen. Geschäftsführer Thomas Kralinger behauptet eine „Abfederung“ durch den Sozialplan. Chefredakteur Helmut Brandstätter wollte nicht bestätigen, dass er gesagt haben soll, es sei „nicht einzusehen, dass Journalisten fürs Älterwerden bezahlt werden“.

Angeblich zur verbesserten Kommunikation zwischen Print- und digitalem Bereich wurde ein zentraler newsroom eingerichtet. Hintergrund ist der Kollektivvertrag für Tageszeitungen, der für die KollegInnen im Printbereich, nicht aber für jene der digital-Abteilung gilt. Durch die Bündelung im neuen newsroom und Abbau „älterer“ KollegInnen kann der „teure“ Kollektivvertrag umgangen werden. Das ist ein neuer Angriff auf JournalistInnen.

Teile und Herrsche

Ausgliederung aus Kollektivverträgen, verschiedene Formen prekärer Beschäftigung, Kündigungen Älterer, Beschäftigung Jüngerer in prekären Verhältnissen mit schlechter Bezahlung, Behauptung von „Privilegien“ führen zur Spaltung der Belegschaft in KollegInnen verschiedener „Kategorien“. Das ist natürlich sehr profitabel, denn dann kann nach „Vereinheitlichung“ gerufen und diese auch – natürlich zum Nachteil der KollegInnen - durchgesetzt werden. Im Journalismus gelingt es KapitalistInnen besonders gut, was überall und seit langem passiert: Spaltung durch Prekarisierung und Umgehung, Aushöhlung oder Zerschlagung von Errungenschaften der ArbeiterInnenklasse. Diese Entwicklung ist nur durch Versäumnisse der Gewerkschaft möglich, die es unterlässt, dagegen bereits im Ansatz zu kämpfen. Unterstützung im Einzelfall ist zu wenig. Die Gewerkschaft müsste bereits gegen die Spaltung kämpfen, statt zuzusehen, wie immer mehr einfach ausgenommen werden, andere als „privilegiert“ vernadert werden und dann eine „Angleichung“ nach unten durchgeführt wird. Für den Fall, dass die weiteren Verhandlungen beim Kurier zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führen, wurden vom Betriebsrat Kampfmaßnahmen in Aussicht gestellt. Es ist zu hoffen, dass solche nicht durch faule Kompromisse abgewürgt werden.

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