LGBTQI+: Party und Kampf!

LGBTQI+ Personen sind ganz anders – und doch auch ganz normal!
Jan Millonig

Der Christopher Street Day (CSD), der zentrale Feiertag für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Queere, Intersex und Menschen mit anderen sexuellen Identitäten (LBGTQI+), feiert am 28. Juni sein 50-jähriges Jubiläum. Der Kampf um Gleichberechtigung begann denkbar militant, als Aufstand gegen Polizeirepression.

Von diesem Geist ist bei den heutigen Regenbogenparaden nicht viel übrig. Unternehmen und bürgerliche Politiker*innen haben die Szene für profitable Geschäfte und politisches Kleingeld entdeckt. Die vollständige Kommerzialisierung  zu Party-Paraden geschah im Einklang mit der Beschränkung des Kampfes für rechtliche Verbesserungen.

Fortschritte wurden erreicht, doch von einem tatsächlich freien Leben für LGBTQI+ Personen sind wir weit entfernt. Gerade in Zeiten der Krise werden alte Rollenbilder und konservative Ideologien wieder hervorgeholt. Damit lenken v.a. rechte Politiker*innen von ihrer unsozialen und neoliberalen Politik ab. Während man sich darüber aufregt, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen, wird gleichzeitig bei Kinderbetreuung gekürzt. Es ist auch im Interesse der Chefetagen, dass sich die Beschäftigten untereinander aufgrund von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung runtermachen, anstatt ihren Ärger gemeinsam gegen Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen zu richten.

Tatsächlich sind Menschen, die unter Diskriminierung aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung leiden, oft stärker von sozialen Problemen, wie Obdachlosigkeit, Problemen bei der Arbeitssuche oder psychischen Belastungen betroffen. Die Kürzungspolitik trifft sie noch härter.

Höchste Zeit also, reine Klientelpolitik und den Rückzug ins Private aufzugeben und das Bündnis mit allen Betroffenen rückschrittlicher Politik zu suchen. Wir müssen gemeinsam für bessere Lebensbedingungen für alle kämpfen - für genügend bezahlbaren Wohnraum, gute Jobs, ausreichend soziale Angebote und gegen jede Diskriminierung - ob Homophobie, Rassismus oder Sexismus.

Gerade weil LGBTQI+ Personen auch ganz „normale“ Kolleg*innen sind, haben die Gewerkschaften die Pflicht, diese auch gegen Diskriminierung zu unterstützen und Solidarität aufzubauen. Inspirierende Beispiele aus verschiedenen Ländern zeigen, wie Arbeitskämpfe von der LGBTQI+ Szene unterstützt wurden oder Arbeiter*innen sich mit der LGBTQI+ Bewegung solidarisch erklärten. Beispielsweise haben Bergarbeiter*innen in Polen gemeinsam mit der LGBTQI+ Community gegen die Repression der Regierung, von der sie gleichermaßen betroffen waren, gekämpft.

Letztlich müssen wir das kapitalistische System, in dem sich alles um die Profite und Herrschaft einer kleinen Elite dreht, überwinden, um Spaltung und Unterdrückung zu beenden. Eine sozialistische Gesellschaft würde die Macht in die Hände aller geben und könnte so genug Ressourcen und Freiheiten für jede*n bereitstellen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: