Labour nach Corbyn

Brettros

2015 wurde Jeremy Corbyn zum Vorsitzenden der Labour Partei in Großbritannien gewählt. Seine linken Forderungen, wie die nach der Verstaatlichung der Bahn und der öffentlichen Versorgungsbetriebe sowie nach dem Ende der Kürzungspolitik trafen bei Arbeiter*innen und Jugendlichen einen Nerv. Tausende „Corbynistas“ traten in die Partei ein und drückten sie nach links. Das warf die Frage auf, ob Labour ein Sprachrohr für die Interessen der Arbeiter*innenklasse und Jugend werden könnte.

 

Doch bei den Wahlen 2019 erlitt Labour eine massive Niederlage. In den Medien wurde Corbyn vorgeworfen „zu weit links“ gewesen zu sein. Doch war er „zu links“? Warum hat Labour die Wahlen wirklich verloren?

 

Während des Wahlkampfes führten die Medien eine  Hetzkampagne gegen Corbyn und diffamierten ihn als Antisemiten. Gleichzeitig taten die „Blairites“, der rechte Flügel von Labour, alles, um Corbyn zu sabotieren. Jüngste Berichte über interne Gespräche der Parteiführung zwischen 2015 und 2018 zeigen eine koordinierte Kampagne, um Corbyn bei jedem seiner Schritte Steine in den Weg zu legen.

 

Das war der Hauptfehler von Corbyn und der Bewegung um ihn herum: Es wäre notwendig gewesen, genauso entschlossen gegen die neoliberalen Blairites zu kämpfen wie gegen die Tories. Zugeständnisse an den rechten Flügel von Labour zu machen, hat nur die Unterstützung für Corbyns Programm geschmälert.

 

Unter der aktuellen Führung von Keir Starmer ist Labour zurückgekehrt zu einer völlig unkritischen Position gegenüber den Tories. Starmer ist selbst Millionär. Anstatt Boris Johnson und seine arbeiter*innenfeindliche Agenda zu bekämpfen, unterstützt Labour nun die Politik der Tories – obwohl die katastrophale, profitorientierte Politik der Regierung zigtausende Leben in der Coronakrise kostete. Nicht einmal wahltaktisch nützte Labour diese Anbiederung: Im Mai lagen die Tories bei allen Umfragen bei über 50%, während Labour bei ca. 30% dahindümpelt – weniger, als Corbyn bei der letzten Wahl erreichte.

 

Corbyn hätte eine Bewegung aufbauen müssen, die sich der Logik des Kapitalismus widersetzt, eine Bewegung, die nicht nur gegen Kürzungen kämpft, sondern auch gegen ein System, das im Interesse der reichsten 1% geführt wird.

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