Kommentar: Für eine Impfkampagne von unten

Sonja Grusch

Seit Beginn der Corona-Pandemie lautet die Erzählung der Regierung: Mit der Impfung ist alles gelöst. Der Grund: Die Verantwortung für ein gesellschaftliches Problem aufs Individuum abzuwälzen und beim Gesundheitswesen zu sparen. Eine hohe Impfquote ist wichtig, reicht aber nicht.

Auf das katastrophale Scheitern macht die Regierung eine pseudo-radikale Kehrtwende und kündigt eine “Impfpflicht” an. Diese ist wieder vor allem Ankündigungs-PR und wird nichts lösen. Skeptiker*innen werden so nicht überzeugt, sondern weiter radikalisiert und für die 4. Welle kommt ohnehin alles zu spät. Eine Verwaltungsstrafe soll nun das Problem lösen? Ich wette hoch, das wird nicht funktionieren und ist v.a. ein Geschenk an die extreme Rechte!

Bleibt also die Frage: WIE kann Corona in den Griff bekommen werden? Ausfinanzierung des Gesundheitswesens, flächendeckende und kostenlose PCR-Testmöglichkeiten durch staatliche Profis und nicht private Stümper gehören dazu. Aber v.a. braucht es eine Impfkampagne von unten. Die Regierung ist nicht primär unfähig, sondern unwillig! Eine echte Impfkampagne kann Raten bis 99% erreichen, wie ein kanadisches Beispiel zeigt, wo in einem Arbeiter*innenbezirk die lokale Bevölkerung und hunderte Vereine die Kampagne trugen. Aufklärung durch Betriebsratsstrukturen, Nachbarschaftsvereine, Kolleg*innen und Gesundheitspersonal kann Fake-News zurückdrängen. Eine verstaatlichte Impfstoffproduktion unter demokratischer Kontrolle nimmt die Angst vor der Pharmaindustrie. Lasst die echten Expert*innen die Pläne erstellen, die Wissenschaftler*innen und v.a. die Beschäftigten vor Ort, in den Spitälern, Schulen und Öffis. Sie wissen, was es braucht und wie auf Sicherheit umgestellt werden kann. Nicht finanzierbar? Doch, wenn Gesundheit im Zentrum steht - was allerdings mit der kapitalistischen Profitlogik unvereinbar ist.

 

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