Kinderarmut im 12. reichsten Land

Wer Sparpakete schnürt, produziert Kinderarmut – denn Armut und Bildungschancen werden „vererbt“
Jan Millonig

Krisenbedingt steigt auch hierzulande die Armut. Die schwächsten Opfer dieser Entwicklung sind Kinder. Appelle ihnen zu helfen gibt es viele. Doch die Krokodilstränen aus der Politik, von Frau Fischer & Co. werden daran nichts ändern. Die Spenden an Caritas und ähnliche Institutionen können das Loch, das die Kürzungen der Regierung, Stellenabbau und Lohnsenkungen reißen, nicht stopfen. Armut ist nicht das Ergebnis von Dummheit oder Unfähigkeit – sondern Teil des Kapitalismus. Denn da steht der Profit im Vordergrund, ein irres System mit Regeln, die immer wieder zu Krisen führen und Menschen den Job wegnehmen, die Sozialhilfe streichen oder sie bei Krankheit ohne Unterstützung lassen.

Armut ist nicht das Ergebnis von Mangel, sondern von falscher Verteilung: Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt 469 Milliarden. Die Hypo verbrennt wahrscheinlich über 19 Milliarden. Das könnte alle Wohnungen heizen, Mieten bezahlen, Schulausgaben decken, niemand müsste beim Essen sparen, kein Kind wäre aufgrund seiner sozialen Herkunft krankheitsgefährdet und für Urlaub wäre auch was übrig. Während der Staat mit Milliardenpaketen stabilisierend eingreift, um die Gewinne zu stützen, wird bei uns gespart. Gesundheits- und Bildungswesen werden immer mehr ausgehöhlt, die Aufgaben an die Familien abgeschoben – „Die (alleinerziehende) Mama wird's schon richten!“. Das Geld der Profiteure und großen Unternehmen bleibt unberührt. Die herrschende Politik nimmt also Armut bei Kindern bewusst in Kauf.

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