Ist Frank Stronach ein Sozialdemokrat?

Der reiche Onkel aus Kanada
Ali Kropf

In nur etwas mehr als einem Jahr hat es Frank Stronach geschafft, vom geheimnisvollen Unbekannten zu einem Promi mit Popularitätswerten zu werden, um die ihn selbst alteingesessene Politiker beneiden. Seither vergeht kaum eine Woche, ohne daß Stronach nicht in irgendeiner Form auf den Titelseiten der Zeitungen zu sehen ist.
Begonnen hat es mit der „Erlebniskugel“ in Ebreichsdorf (NÖ). Darauf folgten die spektakuläre Übernahme der Steyr-Daimler-Puch AG, der Plan für ein Luxushotel am Wörthersee und der (beinahe) „Aufkauf“ der österreichischen Bundesliga Anfang ´99 (siehe Seite 6). Ist Stronach, ähnlich wie Phönix aus der Asche, zum „Retter der Nation“ aufgestiegen?
Dabei hat der Aufstieg Stronachs ganz reale politische und wirtschaftliche Ursachen. Da ist einerseits die starke Verflechtung zwischen dem Magna-Konzern und der österreichischen Politik. Nicht umsonst war Stronach der wirtschaftliche Berater von Ex-Bundeskanzler Vranitzky, der heute wieder gemeinsam mit dem Bank-Austria Generaldirektor Randa im Aufsichtsrat von Magna sitzt. Diese „SPÖ-Connection“ war es auch, die gemeinsam mit dem damaligen Steyr-Generaldirektor Streicher den Verkauf der Steyr AG an Magna einfädelte. Und Streicher holte als Präsident der Austria Wien Stronach vorerst als „Sponsor“ zur Austria und legte damit den Grundstein für dessen „Fußballengagement“.
So ergibt und ergab eines das andere. Neben den „neuen“ Sozialdemokraten der Banker und Manager findet man/frau aber auch „kreiskyanisches Urgestein“, wie den ehemaligen Innenminister Karl Blecha, im Magna-Konzern. Stronachs Stärke besteht darin, nicht nur zur SPÖ beste Kontakte zu pflegen, sondern auch zu den anderen Großparteien. Der ehemalige Kärntner FPÖ-Vorsitzende und „Haider-Klon“ Karl-Heinz Grasser ist mittlerweile Sprecher des Magna-Konzerns und die Freundesliste Stronachs liest sich wie das „Who ist Who“ der österreichischen Wirtschaft und Politik.
Der zweite Grund für Stronachs Aufstieg ist fast noch banaler als der erste: Die Politik von SPÖ und ÖVP. Denn die Regierung will privatisieren und Stronach will kaufen! Und weil gute Kunden bessere Bedingungen erhalten, dürfte Stronach beim Steyr-Kauf „Mengenrabatt“ erhalten haben. Es bewahrheitet sich, was Vorwärts bereits vor einem Jahr (Nr. 80) schrieb, nämlich, daß Magna den Steyr-Konzern für einen Pappenstiel gekauft hat.
Auch an die Versprechungen bei der Übernahme Steyrs kann sich heute kein Politiker mehr erinnern und so ist die Kündigung von 100 Mitarbeitern im Werk Steyr keine große Tragödie für Klima, Pühringer & Konsorten, die Stronach noch vor einem Jahr als den „Retter“ des Steyr-Konzerns bezeichneten.
Der nächste logische Schritt für Stronach wäre der in die Politik. Den dürfte sich aber die „Mutter Teresa des Kapitalismus“ (O-Ton Profil) – sparen können, da sowieso die Politiker aller Coleurs vor seiner Tür in Reih und Glied stehen.

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