Ist der Mensch zu schlecht - Teil 2

“Fahrradsozialismus”
Maria Hörtner

Einige Zeit lang hat man/frau sie überall auf der Straße gesehen- die schönen rosa oder blauen Citybikes bestückt mit einer riesigen T-Mobile Werbung. Zunächst sind sie immer seltener geworden, jetzt wurde ein Neustart verkündet. Ist dieses Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen?

Von neoliberaler und bürgerlicher Seite kam nach dem “Verschwinden” der hunderten Fahrräder der Vorwurf, es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Projekt scheitern würde. Gratis Verteilung an alle könne nicht funktionieren, da die Menschen zu schlecht dafür seien. Ihre Schlussfolgerung daraus (wie kann es anders sein?): nichts mehr gratis hergeben.
In einem Punkt haben diese Personen ja recht. Das Projekt mit den Viennabikes war von Anfang an nicht durchführbar. Jedoch nicht, weil die Menschen nicht mit soviel Verantwortung umgehen könnten oder von Natur aus schlecht seinen. Ich denke, es gibt dafür einen viel logischeren( und weniger aus der Luft gegriffenen) Grund: Fahrräder sind einfach zu teuer. Es kann sich nicht jede Person - und schon gar nicht jeder Jugendlicher - ein Rad kaufen. Da ist es wenig verwunderlich, wenn die Gelegenheit mit gratis Bikes “ausgenützt” wird. Und das hat nichts mit Bosheit oder dergleichen zutun, sondern ist ein ganz “normales” menschliches Bedürfnis. Ohne Auto, Fahrrad oder sonst einem mobilen Untersatz, kann man/frau sich nur schwer fortbewegen. Und nachdem Mobilität Grundvoraussetzung für ein gesellschaftliches Leben ist, sind dann solche Folgen, wie dass viele Fahrräder “abhanden” kommen, durchaus nachvollziehbar.
Jetzt kommt dann sicher die berechtigte Frage, wie dem entgegenwirken? Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder man/frau verkauft die Fahrräder zu angemessen Preisen oder jede Person bekommt ein Einkommen, mit der er/sie sich solche notwendigen Dinge leisten kann. Im Kapitalismus wird es jedoch eher schwierig, diese Forderungen durchzusetzen. Dazu bräuchte es ein System, indem die Bedürfnisse der Menschen ausschlaggebend sind und nicht Profite. Ein System, indem die Ressourcen gerecht verteilt werden und kein Mangel herrscht. Ein sozialistisches System.

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