Iran: #KhuzestanIsThirsty #خوزستان_تشنه_است

Wassermangel hat zu fast einer Woche verzweifelter Proteste in der ölreichen iranischen Provinz Khuzestan geführt, bei denen es mindestens zehn Tote gab. Eines ist klar, der neu gewählte "Todesrichter" wird keine ruhige Minute haben.
Von E.R. aus dem Iran

Mit einer Bevölkerung von 5 Millionen Menschen kann Khuzestan als das "schlagende Herz" des Irans bezeichnet werden, denn es ist eines der wichtigsten und größten Zentren der Öl- und Gasförderung, in dem es in letzter Zeit zu großen Streiks gekommen ist.

Die Region ist aufgrund ihrer geografischen Verhältnisse sehr wasserreich und das Leben der Menschen ist davon abhängig. Daher ist es für die Regierung von besonderer Bedeutung. Doch aufgrund von Gier und Profitstreben und falscher Politik der Wasserindustrie ist Khuzestan nun das Opfer dieser Schmutzpolitik und leidet unter extremem Wassermangel.

Der Karun ist einer der größten und der einzige schiffbare Fluss im Iran, seine Quelle liegt im Zagros-Gebirge. Das Regime hat über zwanzig Dämme in seinem Lauf gebaut, um Wasser in die östlichen Halbwüsten- und Wüstengebiete zu leiten. Die wichtigsten dieser Dämme sind "Karun 1,2,3 und 4". Die Wasserentnahme und der Wassertransfer aus den Nebenflüssen Dez und Karun reicht bis zum Bau des Koohrang-Tunnels zurück. Er überträgt jedes Jahr 330 Millionen Kubikmeter Wasser in den Osten und in die Stadt Isfahan. Darüber hinaus nimmt das Tunnelprojekt "Koohrang 2" jährlich weitere 270 Millionen Kubikmeter Wasser auf, während der Beheshtabad-Damm und -Tunnel 770 Millionen Kubikmeter in die Städte Isfahan, Yazd und Kerman leitet. Das Wasser fließt weiter in die halbtrockene und wüstenhafte zentrale Hochebene und wird von Industrien mit hohem Wasserverbrauch, wie z.B. der Stahlindustrie, und nicht nachhaltiger Landwirtschaft genutzt. Auf diese Weise werden jährlich Milliarden Kubikmeter Wasser aus Karun und Karkheh in diese Gebiete geleitet. Dies führt zur Zerstörung des Lebens der Menschen in Khuzestan, die auf das Wasser angewiesen sind. Außerdem werden dadurch weiterhin Tausende von Pflanzen- und Tierarten zerstört.

Unter dem Banner eines "Nationalen Plans" wurde den Kleinbauern und -bäuerinnen und Nomaden das Recht auf Zugang zu Wasser aberkannt. Auf der anderen Seite wurde durch Missmanagement das 120.000 Hektar große und von Flüssen gespeiste Feuchtgebiet "Hur al-Azim" zerstört. Dies hat zu einer allmählichen Zerstörung des Ökosystems in der Region geführt. Der Karkheh-Fluss ist einer der größten und längsten Flüsse im Iran. Leider wurden an diesem Fluss in den tropischen Gebieten große und schlecht konzipierte Dämme gebaut. Aufgrund der kritischen Situation der globalen Erwärmung und des zunehmenden Klimawandels wurden diese Dämme praktisch in große, verdampfende Reservoirs verwandelt, während andererseits das verbleibende Wasser in andere Gebiete geleitet wird. Es gibt kein Wasser mehr für den Fluss und die Lagune. Die herrschende Elite hat einen unersättlichen Appetit bei der Zerstörung der Natur. Ein weiterer Faktor für die Zerstörung von "Hur al-Azim" ist die Existenz zahlreicher Ölförderanlagen in dem Feuchtgebiet, die zu Verschmutzung und Fischsterben geführt haben.

Die Zerstörung der Umwelt kann im Kapitalismus nicht gelöst werden. Im Fall von Khuzestan ist der Wassertransfer und die ungerechte Verteilung des Reichtums, mit der Konzentration des Reichtums in einer bestimmten Region, zum Scheitern verurteilt. Die Gewinne aus den Tunnelprojekten, der Öl- und Gasindustrie und der Stahlproduktion gehen an eine kleine Minderheit von reichen Mullahs und Kapitalist*innen. Dies geschieht auf Kosten der Umweltzerstörung sowie der niedrigen Löhne für die Arbeiter*innen in diesen Industrien.

Die Zerstörung von "Hur al-Azim" wird nicht nur massive soziale, sondern auch schwerwiegende ökologische Folgen haben. Sie wird zur Entstehung von Feinstaub, zur Zerstörung der Kohlenstoffspeicherung und des Ökosystems der Region im Allgemeinen führen. Es wird auch zu einer Abwanderung in die Ballungsräume führen und die Klassenspaltung verstärken. Die Zerstörung von "Hur al-Azim" ist nicht nur für Khuzestan bedauerlich, sondern für das ganze Land.

Massen von Menschen sind nun auf die Straße gegangen und protestieren friedlich. Sie fordern Wasser, aber die Wut wird von anderen, tieferen wirtschaftlichen und politischen Problemen ausgelöst, von der Wirtschaftskrise mit ihren vielfältigen Auswirkungen. Das Regime geht mit einem grausamen Militäreinsatz gegen die Protestierenden vor, sichert Städte, schüchtert Zivilpersonen ein und tötet sie, wobei es in den letzten Tagen mehr als zehn Tote gab und Hunderte verhaftet und gefoltert wurden.

Die reaktionären und kapitalistischen Regierungen sind bis an die Zähne bewaffnet. Das iranische Regime schützt die Interessen der profitorientierten Industrien, die natürliche Ressourcen plündern und die Arbeiter*innenklasse ausbeuten, um ihre Profite zu steigern. Das iranische Regime muss seine Oppositionellen unterdrücken und ermorden, um sein Überleben nach den letzten Jahren und Monaten der andauernden Kämpfe, Proteste und Streiks in verschiedenen Sektoren zu sichern. Diese Repression hat nun in den letzten Tagen dazu geführt, dass auch in anderen Gebieten und Städten Menschen zur Unterstützung der unterdrückten Menschen in Khuzestan und gegen die beklagenswerte Situation der Arbeiter*innenklasse und der Armen aufstehen, sowohl was die Umwelt als auch was die Existenzgrundlage betrifft.

Die Forderungen nach Zugang zu Wasser, nach einem Ende der Umweltzerstörung und der Plünderung der natürlichen Ressourcen für den Profit können nur gegen den Willen des Regimes der Islamischen Republik durchgesetzt werden. Über die Jahre hat das Regime Zerstörung und Unsicherheit nicht nur im Iran, sondern auch als Regionalmacht für den Nahen Osten im Allgemeinen geschaffen. Die Arbeiter*innenklasse, die Armen und die Jugend, die jetzt protestieren, müssen eine politische Kraft aufbauen, die in der Lage ist, einen koordinierten Widerstand gegen das Regime und das dahinter stehende kapitalistische System aufzubauen. Die Streiks im Energiesektor müssen mit diesen Protesten verbunden werden, denn nur wenn die Industrie von den Arbeiter*innen selbst übernommen wird, kann eine nachhaltige Produktion gewährleistet werden.