International: Pfleger*innen im Kampf

Brettros

Der Ausbruch von Covid-19 hat allen deutlich gemacht, wie wichtig die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich sind. Trotzdem leiden sie weltweit unter schlechten Arbeitsbdingungen und niedrigen Löhnen. Gleichzeitig stehen die Beschäftigten in der letzten Zeit an der Spitze der Arbeitskämpfe – und das nicht nur in Österreich.

Im Mai versuchte die belgische Regierung, durch ein “königliches Dekret” Arbeitsplätze im Gesundheitssektor zu flexibilisieren und auszulagern sowie Pflegeaufgaben auf unausreichend ausgebildete Arbeitnehmer*innen abzuwälzen – ganz wie die geplante “Pflegelehre” in Österreich. Ihre Ausrede war, dass dies wegen COVID-19 notwendig sei. Tatsächlich war es ein Versuch, die Arbeitsbedingungen im Gesundheitssektor zu verschlechtern, um Kosten zu sparen. Die Beschäftigten stellten sich dagegen. Als Premierministerin Wilmès am 16. Mai das St. Pierre-Krankenhaus in Brüssel besuchte, um zu zeigen, dass sie sich um die "Held*innen" im Kampf gegen die Pandemie “kümmert”, protestierten die Beschäftigten, indem sie ihr den Rücken zukehrten. Zwei Tage später wurde das “königliche Dekret” ausgesetzt.

In den USA spielt die Gewerkschaft National Nurses United (NNU) eine Schlüsselrolle im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal. Schon zu Beginn der Pandemie organisierten Pfleger*innen zahlreiche Proteste für notwendige Schutzausrüstung vor Spitälern, z.B. in New York. NNU hat auch das Thema Covid-19 mit der Black Lives Matter in Verbindung gebracht und erklärt, dass aufgrund der sozialen Ungleichheit Minderheiten einem besonders hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind – und oft in den gefährdetsten Berufen arbeiten. NNU fordert auch, die enormen Polizeibudgets zu kürzen und das Geld in die Finanzierung der Gesundheitsversorgung umzuleiten.

Bei jeder Lockerungsmaßnahme – aber auch bei notwendigen Schutzmaßnahmen im Angesicht einer zweiten Welle – müssen die Beschäftigten des Gesundheits- und Sozialberechs eine zentrale Rolle bei der Entscheidung darüber spielen, was wie geschehen soll. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere gesundheitlichen Interessen über die Interessen der Profite gestellt werden.

Erscheint in Zeitungsausgabe: