Friendzone ohne Extras?

Die „Friendzone“ führt zu Vergewaltigungen und Amokläufe aus Hass auf Frauen (z.B. Elliot Rodgers).
Viktoria Wittmann

Er ist Ihr ein guter Kumpel, aber Sie lässt Ihn nicht ran. Er ist in der „Friendzone“ und ärgert sich. Sie schuldet ihm etwas, weil Er nett zu Ihr war, ein „Nice Guy“. Dies ist kein neues Phänomen, sondern ein Problem, das Frauen schon lange kennen, nur eben neu verpackt.

Die Auffassung, dass man nur Nettigkeitsmünzen in das „Objekt“ der Begierde werfen muss, damit Sex herauskommt, ist Ausdruck eines sexistischen Frauenbildes. Wen wundert das, wenn 98 % der nackten Körper in der Werbung weibliche sind, die es zu erobern gilt. Andererseits stehen auch junge Männer unglaublich unter Zugzwang, die Erobererrolle zu erfüllen. Ein ganzer Markt profitiert davon, dass jungen Burschen eingetrichtert wird, sie müssten viele Mädchen „flachlegen“, um normal zu sein. Die sexuellen Bedürfnisse werden für Deo-Sprays und Guru-Ratgeber, die den Käufer zum richtigen „Alphamännchen“ machen sollen, genützt. Die Botschaft schwingt mit: Und ist sie nicht willig, dann brauch Gewalt, um dir zu holen, was dir zusteht. Dass die kapitalistische Gesellschaft voll von Widersprüchen ist, zeigt sich auch hier: Sie ist prüde, wenn Sie nicht nachgibt und ein Flittchen, wenn Sie es schon tut. Die bürgerlichen Rollenbilder dienen also nur zur Spaltung der Gesellschaft und zum Erzeugen von Profiten und gehören daher gemeinsam von Allen bekämpft.

 

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