Flugblatt für Chemiearbeiter - Gewerkschaftstage

Gegen Hungerlöhne und autoritäre Unternehmenspolitik!

Gegen Hungerlöhne und autoritäre Unternehmenspolitik!
Gegen das Vorgehen der Neusiedler/Mondi-Geschäftsführung im slowakischen Werk Ruzomberok!
Slovakische KollegInnen brauchen unsere Solidarität!

In den letzten Jahren drängten immer mehr Unternehmen auf den osteuropäischen Markt: Billiglöhne, märchenhaft niedrige Steuern und schwache Gewerkschaften scheinen gute Profite zu garantieren. Neusiedler/ Mondi - ein multinationaler Konzern mit Werken und Verkaufstellen in Ungarn, Israel, Österreich und anderen Ländern - ist ein solches Unternehmen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Veit Sorger ist auch in Österreich als Präsident der Industriellenvereinigung für arbeitnehmerInnenfeindliche Politik bekannt. Im slowakischen Ruzomberok tobt seit einiger Zeit ein heftiger Arbeitskampf zwischen dem Konzern und Teilen seiner dortigen Belegschaft.
Wegen massiver Verluste bei den Reallöhnen fordern die Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 50 Kronen (1,25 Euro) pro Stunde. Der Verdienst der slowakischen KollegInnen liegt nur bei rund einem Achtel des Einkommens der österreichischen KollegInnen. 1223 KollegInnen haben bisher unterschrieben. Die Geschäftsführung reagierte auf die Forderungen und die betriebliche und gewerkschaftliche Organisierung mit Repression. Mitglieder des Fabrikkomitees wurden gekündigt, MitarbeiterInnen eingeschüchtert und bei den Treffen der Beschäftigten wurde durch die Geschäftsführung fotografiert. Als Mondi/Neusiedler das Werk übernommen hatte, versprachen sie die Einstellung von 400 neuen Beschäftigten bis 2006. Doch stattdessen ist die MitarbeiterInnenzahl von 2400 auf 2200 gesunken. Gleichzeitig hat der Mondi-Konzern weltweit einen Gewinn von ca. 1596 Mrd. Dollar (2003) gemacht.
Die bisherige Gewerkschaft war leider keine Unterstützung für die KollegInnen. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung versuchte sie, die KollegInnen einzuschüchtern, sprach sich gegen die Forderung nach Lohnerhöhung aus und stimmte den Kündigungen (darunter auch ein Betriebsrat) zu. Den KollegInnen blieb daher nichts anderes übrig, als eine neue Gewerkschaft zu gründen: Die ZOO-Papier. Die Firmenleitung reagierte darauf mit der Entlassung von weiteren 14 Aktivisten. Die ZOO-Papier erfüllt alle Kriterien, die eine Gewerkschaft erfüllen muss und ist somit offiziell anerkannt - wie übrigens dutzende andere Gewerkschaften in der Slowakei. Nur die Firmenleitung ist nicht bereit, auch nur Verhandlungen mit der ZOO-Papier aufzunehmen. Sie will den Konflikt aussitzen und hat die fünf mittellosen Kollegen auf 20 Millionen Kronen (ca. 500.000 Euro) "Schadenersatz” verklagt!
Die Weigerung der Geschäftsführung, die Gewerkschaft "ZOO Papier" zu akzeptieren, bedeutet nichts anderes, als dass sich die Geschäftsführung "ihre" Gewerkschaft aussuchen will und den ArbeiterInnen diese Entscheidung verweigert.
Für österreichische Beschäftigte ist der Konflikt von besonderer Bedeutung. Immer wieder wird versucht, Belegschaften zwischen ost- und westeuropäischen Standorten, gegeneinander auszuspielen um weiteren Stellenabbau sowie Kürzungen bei Löhnen und Sonderzahlungen zu erwirken. Je schlechter die Arbeits- und Einkommenssituation der slowakischen KollegInnen ist, um so stärker wird der Druck auf die österreichischen. Die beste Waffe gegen diese Erpressungspolitik ist die Solidarität zwischen österreichischen und slowakischen Beschäftigten.
Daher ist unsere Unterstützung und die Unterstützung der österreichischen Chemiarbeitergewerkschaft, der GPA, des ÖGB sowie des Betriebsrates des österreichischen Neusiedler-Werkes sowie der Verkaufstellen notwendig. Wir rufen deshalb die Gewerkschaft der ChemiearbeiterInnen bei dieser Konferenz dazu auf, das ArbeiterInnen- und Gewerkschaftsfeindliche Vorgehen von Neusiedler/Mondi klar zurückzuweisen und die KollegInnen bzw. die Gewerkschaft ZOO-Papier in Ruzomberok aktiv zu unterstützen.

  • Für die Wiedereinstellung der 14 jüngst Gekündigten sowie der fünf ursprünglich gekündigten AktivistInnen
  • Für ein Ende dieser Kündigungen
  • Für die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über die ursprünglichen Forderungen der Beschäftigten, sowie das von "ZOO Papier" geplante Sozialprogramm
  • Für die offizielle Anerkennung der Vertretung der Beschäftigten, ZOO Papier