Erdbebenkatastrophe in Asien: So macht Solidarität Sinn!

Spendenaufruf für Opfer in Asien – Auswege aus dem Elend
Laura Rafetseder und Wolfgang Fischer

Wochen nach dem Erdbeben vom 8. Oktober in Pakistan und Kashmir sind immer noch kaum Hilfslieferungen  bei den Opfern angekommen. Mehr als 3,3 Millionen Menschen sind obdachlos. In drei bis fünf Wochen wird der Wintereinbruch erwartet, die Zahl der Todesopfer – derzeit 58.000 – wird weiter ansteigen. Auch mehrere Mitglieder des CWI aus Kalam, Swat Valley, kamen ums Leben.

Die Armen am stärksten getroffen

Diejenigen, die am schwersten betroffen sind, sind die armen ArbeiterInnen und Bauern. Die Notfall- und Rettungsdienste sind unter dem Druck der Ereignisse zusammengebrochen. Verschiedene Regierungen haben in Pakistan wiederholt die Ausgaben für Feuerwehren und Rettungsdienste zusammengestrichen. Allein im letzten Jahr hat die Musharraf-Regierung rund 45 % des Budgets für das Militär ausgegeben, für das Gesundheitswesen dagegen nur 1,3 %. Es herrscht enormer Mangel an ÄrztInnen und Krankenhäusern. Verletzte werden in Höfen und auf der Straße versorgt, weil die Kliniken und die Krankenhäuser voll sind. Während die Häuser in wohlhabenden Gegenden von der Zerstörung verschont blieben, waren es die Häuser in den armen Gebieten, die aufgrund der schlechten Bauqualität dem Beben nicht standhalten konnten. Einige der höchsten Opferzahlen gab es in Schulen, wo einstürzende Gebäude SchülerInnen unter sich begruben. Die Regierungen der letzten Jahrzehnte die Schulen haben verrotten lassen. Die neoliberale Wirtschaftspolitik hat die Opferzahlen in diesem Desaster somit enorm vergrößert.

Solidarität versus Alibi-Aktionen

Millionen von ArbeiterInnen und Jugendlichen in Pakistan und Kaschmir haben in einem bewegenden Ausdruck von Solidarität mit den Betroffenen Essen, Kleidung und Geld gespendet. Demgegenüber hat die pakistanische Regierung bisher versagt. Kein ernsthafter Schritt wurde seitens des Musharraf-Regimes in den letzten Jahren getan, um einer solchen Katastrophe im Ernstfall zu begegnen.  Die westlichen imperialistischen Staaten beschränken sich ebenfalls auf Alibi-Aktionen. Die USA haben ganz acht Hubschrauber zugesagt, die gesamte internationale Staatengemeinschaft 91,5 Millionen Euro – verglichen mit 46 Milliarden die bisher alleine der Afghanistaneinsatz kostete eine lächerlich Summe. Die herrschenden politischen Parteien versuchen die Situation für ihre Interessen auszunutzen und mit Hilfslieferungen  – natürlich nur für die eigenen Anhänger – Unterstützung für die nächsten Wahlen zu kaufen. Das kann auch einen Aufwind für fundamentalistische Islamistische Gruppen bedeuten – die in der Vergangenheit linke Aktivisten und GewerkschafterInnen attackiert und getötet haben.

Wahnsinn Kapitalismus

Der Wahnsinn des kapitalistischen Profitsystem zeigt sich darin, wie private Firmen sogar noch versuchen aus der Misere der Menschen Kapital zu schlagen. Die Preise für den öffentlichen Transport, oder für LKWs die Hilfslieferungen bringen könnten, sind um bis zu 600% angestiegen! Darin zeigt sich auch, dass das Versprechen der Herrschenden, dass Privatisierungen den Menschen zugute kommen, nichts als Lüge ist. Was ist das für ein System, in dem Profite mehr zählen als die Leben der Menschen? Die Situation in Kashmir und Pakistan verlangt ganz klar einen Bruch mit dem kapitalistischen Profitsystem. Der einzige Ausweg aus der Misere ist eine sozialistische Veränderung der Gesellschaft.

Rolle von SozialistInnen & GewerkschafterInnen

Die Menschen in Pakistan und Kashmir sind wütend auf die Untätigkeit der Regierung und die Scheinheiligkeit der Hilfsaktionen. In Bagh, einer Stadt in Kashmir, haben 500 Menschen gegen die Behörden der Regierung demonstriert mit der Forderung „Gebt uns Zelte statt Almosen!”. AktivistInnen und GewerkschafterInnen aus SMP (Socialist Movement Pakistan, Schwesterorganisation der SLP in Pakistan und Kaschmir) und der Kampagne für Gewerkschaftsrechte TURC (Trade Union Rights  Campaign) starteten umgehend einen Spendenaufruf. Diese Kampagne organisiert gemeinsam mit den Menschen der Region Hilfslieferungen und Komitees zur Kontrolle und Verteilung der Hilfsgüter durch die Betroffenen selbst. Dadurch soll verhindert werden, dass sich die Unternehmen und die korrupte herrschende Elite an dem Elend der Betroffenen bereichern können. Ziel ist es aber auch, die betroffenen Menschen zu organisieren und eine starke Gewerkschaftsbewegung aufzubauen, um dieses Elend zu beenden.

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: