Die Zeit ist reif für Sozialismus

Christian Bunke

“There is no alternative”, es gibt keine Alternative. So das Leitbild der ehemaligen britischen Premierministerin und Galionsfigur der neoliberalen Bewegung Margaret Thatcher. Auch heute wird das von PolitikerInnen und Medien regelmäßig gepredigt: Je augenscheinlicher die kapitalistische Krise, desto öfter.

Dabei wird gerne so getan, als ob der gegenwärtige Zustand ein geschichtsloser sei. In der Geschichtswissenschaft versuchen “postmoderne” WissenschafterInnen zu leugnen, dass es nachvollziehbare geschichtliche Prozesse überhaupt gibt, in der Populärwissenschaft wird Geschichte zu einem unübersichtlichen Wust an Taten “großer” oder “böser” Menschen, Kriegen, die einfach “so” geschehen, Wirtschaftskrisen die “plötzlich wie aus dem Nichts” auftauchen. So wird Kapitalismus geschichtslos, seine Herkunft verschleiert, über die Möglichkeit des Endes dieses Gesellschaftssystems und seiner Ersetzung durch eine sozialistische Gesellschaft will man gar nicht erst reden.

Marx und Engels analysierten Geschichte als historischen Prozess. Ausschlaggebend war für sie die fortschreitende Entwicklung der Produktions- und Austauschmethoden. Am Anfang steht die Notwendigkeit der Menschen, “zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden zu müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können, dass also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben (...)” (Engels: Grabrede von Karl Marx)

Die Menschheit hat einen langen Weg hinter sich. Von klassenlosen Kleingruppen, die im Mangel vereint für das tägliche Überleben kämpfen mussten, hin zu der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht, der ersten Produktion eines gesellschaftlichen Mehrproduktes, das sich einige unter den Nagel reißen konnten. Es entstanden die ersten Klassen. In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich stetig neue Technologien, mit ihnen neue Klassen. Mit der Entwicklung von Handel und industrieller Produktion kam die bürgerliche Klasse. Sie fegte den nun obsoleten Feudalismus hinweg.

Heute ist Kapitalismus so überflüssig wie einst der Feudalismus. Die große Errungenschaft der kapitalistischen Produktionsweise ist es, dass zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte Überfluss produziert wird. Der Widerspruch ist, dass dieser Überfluss nicht unter die Leute gebracht werden kann. Im Kapitalismus müssen die Besitzenden der Produktionsmittel Profit machen. ArbeiterInnen kriegen deshalb nie den wahren Wert ihrer Arbeit als Lohn bezahlt. Also können sie nicht alles zurückkaufen was produziert wird. Nicht zuletzt deshalb kommt es im Kapitalismus immer wieder zu Krisen.

Kapitalismus ist die erste Gesellschaftsform, die Überproduktion hervorgebracht hat. Es ist bereits jetzt möglich, alle Menschen auf dem Planeten zu ernähren, allen Menschen gute gesundheitliche Versorgung, ein Dach über dem Kopf und einen guten Lebensstandard zu geben.

Aber Kapitalismus produziert chaotisch und nur für die Interessen der Besitzenden der Banken und der Produktionsmittel. Gesellschaftlicher Fortschritt würde die Verstaatlichung der Produktionsmittel unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Menschen selber bedeuten. Dann wäre es möglich, gemeinsam Produktion und Verteilung der Produkte zum Wohl aller zu verteilen. Die Menschheit wäre zum ersten Mal nicht in Mangel, sondern in Überfluss vereint. Dazu muss aber die heute obsolete kapitalistische BesitzerInnenklasse hinweggefegt werden, wie einst die feudalistischen LandbesitzerInnen.

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