Der Virus heißt Kapitalismus

Dieses System schützt die Profite der Reichen statt die Gesundheit der Menschen.

Corona ist keine Naturkatastrophe. Es reiht sich ein in eine Kette von Epidemien der letzten Jahrzehnte: Von SARS über die Vogelgrippe und die Schweinegrippe bis zum jetzigen SARS-CoV-2. Profitorientierte Ausbeutung der Natur, Massentierhaltung und kapitalistische Agrarindustrie begünstigen die Entstehung und Übertragung immer neuer Viren, mit immer schlimmeren Folgen.

Seit fast 20 Jahren weiß man um diese Gefahren. Doch die Regierungen dieser Welt taten nichts, um sie abzuwehren. Die Forschungen nach einem Impfstoff gegen SARS wurden eingestellt, sobald die erste Version des Virus verschwand. Die Konzerne und Regierungen sahen darin nur unnötige Kosten.

In der gleichen Zeit zerschlug man lieber weltweit Sozial- und Gesundheitssysteme. Auch in Österreich wurden Spitäler geschlossen, Betten gekürzt und lebenswichtige Dienstleistungen privatisiert. Alle etablierten Parteien haben diese Politik mitgetragen.

Die notwendigen Schritte angesichts der Krise liegen auf der Hand.

Erstens: koordinierte internationale Zusammenarbeit in der Forschung nach Impfstoffen und in der Produktion von Schutzausrüstung. Stattdessen forschen einzelne Unternehmen privat, parallel und in Konkurrenz zueinander und Staaten blockieren Lieferungen lebensnotwendiger Güter.

Zweitens: Sofortige Milliardeninvestitionen, um Gesundheit und Soziales auszufinanzieren, inklusive massiver Lohnerhöhungen für die Beschäftigten in diesen Bereichen. Nichts davon passiert. Stattdessen machen die Konzerne weiter Profite, auch durch die staatlich subventionierte Kurzarbeit. Der reichste Mann der Welt, Amazon-Chef Jeff Bezos, wurde seit Ausbruch der Krise um 22 Milliarden Euro reicher. In Österreich besitzt das reichste 1% ca. 460 Milliarden Euro. Kein Cent davon wird benutzt, um die Krise zu bekämpfen.

All das wäre sofort machbar. Der einzige Grund dafür, warum es nicht passiert, ist die Profitlogik dieses Systems. Statt des kapitalistischen Chaos brauchen wir dringend demokratische Planung der Wirtschaft: die Beschäftigten und Expert*innen im Gesundheits- und Sozialsystem wissen, was zu tun ist. Nicht etablierte Politiker*innen oder Pharmabonzen. Die Beschäftigten in der Industrie wissen, was wirklich produziert werden muss und wie man die Produktion umstellen kann. Nicht die Chefetagen von Großkonzernen.

Nicht die Forderung, den Kapitalismus zu stürzen, ist utopisch – sondern der Glaube, dass es ohne grundlegende Veränderung weitergehen kann. Seien wir also realistisch: Organisieren wir uns, ob über das Internet, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz. Bauen wir eine Bewegung auf, um die Reichen und ihre Politik zu stürzen. Sozialistische Demokratie ist kein Wunschtraum. Sie ist unsere einzige Chance.

https://www.slp.at/sites/default/files/zeitung/SN_Corona_02-1.pdf

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