Der lange Ausverkauf des Steyr-Konzerns

Ein Geschenk für Stronach
Ali Kropf

Nach zwölf Jahren intensiver “Sanierungspolitik” wurde Steyr Daimler Puch über Nacht an den Autozulieferriesen Magna verkauft. Hinter dem Magna Konzern steht ein alter Bekannter der österreichischen Politik und Wirtschaft - Frank Stronach. Der machte in den letzten Monaten durch seine Monster-Freizeitprojekte wie der Kugel in Ebreichsdorf oder dem Erlebnishotel am Wörthersee auf sich aufmerksam. Nebenbei war er noch wirtschaftlicher Berater Vranitzkys, und zur Freude der Medien ist Stronach auch noch gebürtiger Österreicher.
1986, am Beginn der großen “Umstrukturierungs- und Sanierungsphase” (die nie abgeschlossen wurde), stand die Aufsplitterung des Steyr-Konzerns in möglichst viele kleine Einzelteile. Kurz darauf ging die Konzernleitung der damals noch mehrheitlich verstaatlichten CA-Bank daran, einzelne Teile zu verkaufen. Den Anfang machte die Fahrräder- und Mopedproduktion, die an Piaggo verkauft wurde. Es folgte der Verkauf der Lastkraftwagen (Steyr Nutzfahrzeuge) an MAN, die Wälzlager an den schwedischen Kugellagerriesen SKF, der hochprofitablen Steyr Fahrzeugtechnik zu 50 % an die CA, der Steyr Landmaschinen an den US-Konzern Case und der Busproduktion an Volvo. Neben der schleichenden Privatisierung wurde auch rationalisiert und bei der Belegschaft gekürzt. So sind circa die Hälfte der Jobs seit 1986 vernichtet worden, und die Beschäftigten mußten mit Zustimmung der Gewerkschaft eine “Spar- und Sanierungswelle” nach der anderen über sich ergehen lassen. So wurden unter dem neuen Vorstandschef Streicher so ziemlich alle Betriebsvereinbarungen - wie Wohnungsunterstützung oder Waschgeld für die Arbeitskleidung - gekündigt. Streichers “Erfolgsbilanz” kann sich sehen lassen, denn alleine in seinen ersten 18 Monaten wurden 2000 Arbeitsplätze vernichtet. 1996 schrieb der Konzern mit 67 Millionen Schilling Bilanzgewinn wieder Schwarze Zahlen, und im ersten Quartal des Jahres 1997 erhöhte sich der Umsatz nochmals um satte 45 % gegenüber 1996. Damit war der Weg frei für die Privatisierung jener Teile, die sich noch in mehrheitlichem Besitz der CA befanden. Am 10. Jänner gaben dann CA und Magna den Verkauf des Steyr Konzerns der Öffentlichkeit und der Belegschaft samt ihren Betriebsräten via Medien bekannt. Nun mag der Verkauf an Magna vorerst ein bißchen plötzlich und unerwartet erscheinen, aber ein Blick hinter die Kulissen wirft ein wenig Licht auf die Angelegenheit.
Vor rund einem Jahr wurde das letzte Wort in Sachen Privatisierung der CA gesprochen. Den Zuschlag erhielt die SPÖ-nahe Bank Austria  (BA) mit Generaldirektor Randa. Die BA entstand aus einer Fusion der Z-Sparkasse mit der Länderbank, aus der Ex-Kanzler Vranitzky stammte, der sich, wie bereits erwähnt, als wirtschaftlichen Berater Frank Stronach holte. Streicher wiederum ist als Ex-Verkehrsminister und bis dato letzter SPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat auch kein unbeschriebenes Blatt  und zählte immer zum engeren Kreis Vranitzkys. Damit noch nicht genug, sitzen sowohl Randa wie auch Vranitzky im Aufsichtsrat des Magna Konzerns, und nun kann man/frau sich an allen fünf Fingern ausrechnen, wie der Steyr Verkauf wahrscheinlich eingefädelt worden ist.
Über den vereinbarten Kaufpreis wird sowohl von Magna wie auch der CA der Mantel des Schweigens gebreitet, jedoch scheinen sich “Insider” und Medien darüber einig zu sein, daß sich der Kaufpreis in einer Größenordnung von 2,5 bis 3 Milliarden Schilling (lt. Salzburger Nachrichten vom 10.1.97) befinden müsse. Dagegen ist jedoch bekannt, daß alle Bereiche bis auf die Steyr Mannlicher GMBH (Herstellung von Schußwaffen) und der 20 %ige Anteil an der Landmaschinenerzeugung, die bereits mehrheitlich an den CASE Konzern verkauft wurde, von Magna übernommen werden. Interessant dabei ist noch die kulminierte Kaufsumme. Als letztes Jahr der Steyr Konzern die 50 % der CA an der Steyr Fahrzeugtechnik (SFT) selbst zurückkaufen wollte, wurde für die 50% ein Kaufpreis von rund 2,5 Milliarden Schilling veranschlagt („Presse“ vom 22. Mai ‘97). Wenn man diese Rechnung der „Presse“ zu Ende führt, müßte alleine die SFT einen Wert von rund 5 Milliarden Schilling haben. Dazu kommen dann noch Immobilien, nämlich 1200 Wohnungen im Großraum Steyr und 600.000 m2 Grund in Steyr und St. Valentin (Oberösterreichische Nachrichten vom 10.1.98). Rechnet man/frau den Wert dieser Immobilien ganz grob zusammen, kommt man /frau nochmals auf einen Wert von rund 1,5 Milliarden. Vollendet man diese “Milchmädchen”rechnung und zählt nur den Wert der SFT und der Immobilien zusammen, dann ergeben sich daraus schon 6,5 Milliarden. Nun hat Magna aber auch noch die Steyr Spezialfahrzeuge und die Steyr Antriebstechnik gekauft, die bis jetzt in unserer Rechnung noch gar nicht aufscheinen. Entweder alle “Experten” und “Insider” haben sich ziemlich verrechnet, die Medien falsche Zahlen bekanntgegeben oder aber Stronach hat das Geschäft seines Lebens gemacht und einen Pappenstiel für die Übernahme des Steyr - Konzernes bezahlt.

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