Der Bauernkrieg: Antifeudale Revolution in Deutschland – neues Buch von Fabian Lehr

Das frühe 16. Jahrhundert ist eine dramatische Zeit in Deutschland. Die alte Feudalordnung wird morsch und langsam vom modernen Zentralstaat ersetzt. Das Bürgertum steigt auf und Ansätze kapitalistischen Wirtschaftens breiten sich aus. In diese Zeit fällt die Reformation, die die alte Macht der Kirche bröckeln lässt. Aber nicht nur der gegen den sich entwickelnden modernen Staat rebellierende Adel gerät in Bewegung, sondern auch Intellektuelle, die Humanismus und Reformation befördern sowie die bäuerlichen Volksmassen. In verschiedenen Teilen Europas brechen heftige Bauernaufstände aus. Deren Höhepunkt bildet der deutsche Bauernkrieg von 1525. Hier tritt die eindrucksvolle Gestalt Thomas Müntzers, eine Art Anti-Luther, auf die Bühne. Er hat religiös-kommunistische Vorstellungen. Gerade im „Lutherjahr“ 2017, in der uns der Mönch Martin Luther als Vorkämpfer der modernen deutschen Kultur präsentiert wird, ist eine historische Einordnung notwendig. Denn nach seiner anfänglichen Rebellion gegen die Ehrwürdigen der alten Kirche, entwickelte sich Luther zum Scharfmacher gegen die Bauernbewegung. Er machte mit seinen vormaligen Erzfeinden, den katholischen Fürsten, gemeinsame Sache und unterstützte die Niederschlagung der Bauern. Dem entgegen stellten die Bauern zum Teil erstaunlich weitgehende soziale Forderungen auf und mussten sich mit zahlreichen wirklichen und vermeintlichen BündnispartnerInnen anderer Klassen auseinandersetzen. Diese ereignisreiche, faszinierende Epoche wird in diesem Buch nachgezeichnet.

Von Fabian Lehr, 113 Seiten, 8,90 Euro, Manifest Verlag, ISBN 978-3-96156-026-4

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