Der 8. März - eine Geschichte des Klassenkampfes

Lena Goeth, Lehrerin und Aktivistin bei ROSA und der Sozialistischen LinksPartei (SLP)

gekürzter Auszug aus dem SLP-Frauenprogramm in der aktuellen ROSA-Zeitung (März 2022)

Am 8. März 1908 demonstrierten in New York 15.000 Textilarbeiterinnen ihre Forderungen nach kürzerer Wochenarbeitszeit, besseren Arbeitsbedingungen und insbesondere das Wahlrecht. Ein Jahr später, Am 28. Februar 1909 organisierten Sozialistinnen in den USA große Demonstrationen und Versammlungen bei denen sie politische Rechte für arbeitende Frauen forderten. Ein nationaler "Woman's Day". Diesem Protest folgte 1909-10 der "Aufstand der 20.000" in den New Yorker Shirtwaist-Fabriken, der größte Streik von Arbeiterinnen zu dieser Zeit. 

Der Ursprung des 8. März, des internationalen Frauentags, geht zurück auf diese Sozialist*innen und ist daher ursprünglich ein Kampftag der Arbeiter*innenklasse. Auf dem 2. Internationalen Kongress der Sozialistischen Frauen 1910 schlug Clara Zetkin, Delegierte der SPD, einen Internationalen Frauentag vor, als einen Kampftag für die ökonomische und politische Gleichstellung von Frauen weltweit.

Daraufhin wurden unter anderem in Deutschland und Österreich Anstrengungen unternommen einen Frauentag zu begehen. Die Pläne für eine Demonstration wurden sowohl durch Mundpropaganda als auch in der Arbeiter*innenpresse bekannt gemacht. Der 1. Internationale Frauentag fand 1911 statt. Sein Erfolg übertraf alle Erwartungen. In Deutschland und Österreich wurden Versammlungen organisiert, auch in kleinen Städten und den Dörfern. Die Säle waren so voll, dass man die männlichen Arbeiter bitten musste, ihre Plätze für die Frauen freizugeben. 

Der Frauentag erwies sich vor allem als eine ausgezeichnete Methode der Agitation unter den weniger politisierten Frauen. Ihre ganz Aufmerksamkeit wurde auf Versammlungen, Demonstrationen, Plakate, Flugblätter und Zeitungen gerichtet.

Nach jedem Tag der “arbeitenden Frauen” traten mehr Frauen den sozialistischen Parteien bei und die Gewerkschaften wuchsen. 

Ebenfalls gestärkt wurde die internationale Solidarität der Arbeiter*innenklasse, in dem Rednerninnen international getauscht wurden: Deutsche Genossinnen sprachen in England, englische Genossinnen in Holland, usw. Der bekannteste Frauentag war dann 1917, als Textilarbeiterinnen in St. Petersburg in Russland streikten und angesichts der Lebensmittelknappheit und der schlechten Lebensbedingungen "Brot und Heringe" forderten. Was zur sogenannten "Februarrevolution" in Russland und somit zum erfolgreichen Sturz des Zaren führte und letztlich die Beteiligung Russlands am 1. Weltkrieg beendete.

 

Die ganze ROSA-Zeitung findest du hier: