Australien - Wharfies

Kampf um Gewerkschaftsrechte!
Tanja Böhm

2.100 australische Dockarbeiter (= Wharfies) wurden in der Nacht auf den 8. April von dem zweitgrößten Hafenverladeunternehmen Australiens, Patrick Stevedores, entlassen. Ein Gerichtsbeschluß ortete eine konspirative Verschwörung der Unternehmer gegen die Beschäftigten, an dem auch die Regierung beteiligt ist.
Ein sechs Monate andauernder Konflikt der Hafenarbeiter-Gewerkschaft MUA (Maritime Union of Australia) mit den Bossen eskalierte in der Nacht auf den 8. April. Das Unternehmen Patrick Stevedores hatte 2.100 gewerkschaftlich organisierte Hafenarbeiter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entlassen. 1.400 davon waren fest angestellt, 700 waren nur teilzeitbeschäftigt. Als Begründung für diese Entlassungen gibt Patrick Stevedores erstens die monatelange Streiktätigkeit der Hafenarbeiter an und zweitens seien die MUA-Mitglieder „arbeitsunwillig und ineffizient“.

Die Gewerkschaft kämpft

Die Hafenarbeiter-Gewerkschaft MUA führte schon seit Monaten einen konsequenten Kampf gegen die geplanten sozialen Verschlechterungen durch die konservative Regierung Howard und die Schifffahrtsgesellschaften. Diese wollen nämlich den Gewerkschaftseinfluß, die Löhne und die Nebenleistungsansprüche der Dockers und derer Familien kürzen. Die Regierung Howard versuchte schon seit längerem den Einfluß der MUA zu brechen. Es war immer wieder die Rede von der Auflösung der MUA und der Entlassung aller organisierten Dockarbeiter.

ArbeiterInnen wurden ausgesperrt

Bei dieser Nacht-und-Nebel-Aktion wurden von „paramilitärischen“ Einheiten, die Patrick Stevedores als seine Sicherheitsdienste einsetzte, gleichzeitig 17 Hafenalagen besetzt und die dort Beschäftigten ausgesperrt. Außerdem wurden Streikbrecher rekrutiert und 4 Tochterunternehmen auf die Konkursliste gesetzt.
Die MUA rief am 8. April 1998 ein Bundesgericht an und konnte einen ersten Erfolg vermelden: Das Gericht forderte Patricks auf, bis zur Klärung der Rechtslage, die entlassenen ArbeiterInnen wieder einzustellen. Der Richter vermutete in seiner Urteilsbegründung sogar, daß sich Patricks und die Regierung gegen die MUA verschworen hätte.
Doch die Freude über diesen ersten Erfolg währte nicht lange, denn schon nach 3 Stunden trat das Gericht erneut zusammen und gab dem Einspruch der Verladefirma nach. Der entscheidende Prozeß um die Klärung der Rechtmäßigkeit der Massenentlassung beginnt erst am 28. Mai. Doch auch dieser Termin ist nicht sicher, denn die Situation ändert sich laufend. Schon das Gesetz alleine ist widersprüchlich, denn auf der einen Seite verwehrt es Entlassungen wegen Gewerkschaftsmitliedschaft (das aber ist im Fall von Patricks geschehen!), auf der anderen Seite sind Entlassungen aus „wirtschaftlichen“ Gründen zulässig.
Die Dockers, sowie deren Familienangehörige, pensionierte Dockers, SympatisantInnen und andere ArbeiterInnen blockieren die von Patrick Stevedores betriebenen Hafenanlagen. Solidaritätsbekundungen aus Japan, Kanada, Südafrika und den USA trafen schon bei den Dockers ein.

Internationale Bedeutung

Nachdem die Liverpooler Dockers ihren jahrelangen Kampf beendet haben, sprachen viele von einer großen Niederlage. Tatsächlich zeigt sich, daß in Liverpool eine neue Kampftradition begründet wurde, an welche die australischen Docker jetzt anknüpfen. Es ist enorm wichtig, daß diese KollegInnen in ihrem Kampf um Gewerkschaftsrechte unterstützt werden.
Die ArbeiterInnenklasse steht vor einer entscheidenden Entwicklung: Die Unternehmer wollen uns international in das sozial- und arbeisrechtliche „Steinzeitalter“ zu-rückwerfen. Dem versuchen wir durch konkrete Solidaritätsaktionen entgegenzuwirken.

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