70 Jahre Ende des 2. Weltkriegs: Nie wieder Faschismus!

Der Krieg ist aus, wir gehen nach Haus‘ – labimmel, labammel, labumm
Albert Kropf

Mit 8. Mai war der 2. Weltkrieg in Europa zu Ende. Bis heute wird der Nationalsozialismus oft als Werk eines einzelnen Verrückten dargestellt. Doch auch nach Hitlers Tod führte die deutsche Militärkaste sinnlose Verteidigungskämpfe und hoffte auf einen Separatfrieden mit den Westalliierten, um im Osten gemeinsam weiterkämpfen zu können; angesichts des glühenden Antikommunisten Churchill („Wir haben das falsche Schwein geschlachtet“) nicht so abwegig, wie es heute scheinen mag.

Sind im 2. Weltkrieg Nationalsozialismus bzw. Faschismus bekämpft worden? Italien und Deutschland hatten faschistische Regime. Portugal und Spanien auch, gegen die aber nicht gekämpft wurde. In Österreich konnte sich die austrofaschistische Vaterländische Front als ÖVP neugründen. In Italien gab es eine Amnestie und die faschistische Partei bestand legal weiter. Zum Jahrestag werden sich USA und Alliierte wieder rühmen, Europa vom Joch des Faschismus befreit zu haben. Doch bestanden nach 1945 noch faschistische Regime.

Und als Befreier kamen die Alliierten auch nicht. Schon ihre Kriegsführung ging nie davon aus, Teile der deutschen Bevölkerung zu gewinnen. Im Gegenteil wurde der Krieg hauptsächlich gegen sie geführt. Der Bombenkrieg gegen die Großstädte verursachte Elend und Leid in der Zivilbevölkerung, ohne den Widerstand zu unterstützen. Ganz im Gegenteil: Die deutsche Propaganda konnte sie ausschlachten. Trotzdem wurden sie weitergeführt, während die Industrie großteils verschont blieb.

Die militärische Niederlage Deutschlands war absehbar und in ähnlicher Situation war der italienische Faschismus durch eine soziale Bewegung gestürzt worden. Seither mussten sich die Alliierten mit den „Begehrlichkeiten“ und sozialistischen Plänen der italienischen PartisanInnen herumschlagen. Das zu verhindern war erklärtes Ziel, auch der Sowjetunion. Stalin wollte zwar seinen Einflussbereich vergrößern; er hatte aber, wie alle Alliierten, kein Interesse an unkontrollierbaren Volksaufständen und sozialistischen Revolutionen. Deshalb musste auch die Zivilbevölkerung niedergerungen werden.

Der 2. Weltkrieg wie auch der Erste waren v.a. Kriege um Einflussgebiete, Rohstoffe und Absatzmärkte. Es war kein Krieg unterschiedlicher Ideologien, oder Demokratie gegen Diktatur. Die Alliierten hatten sofort unmittelbar nach 1945 kein Problem damit, sich in den Kolonien als Quasi-Diktaturen einzusetzen bzw. ihnen getreue Diktatoren zu unterstützen.

Die ersten Opfer des Faschismus waren die normalen deutschen Frauen, Männer, Kinder. Ihre Löhne, ihr Lebensstandard, ihre Gewerkschaften und ArbeiterInnen-Parteien wurden verboten und ihre Vertreter- und KämpferInnen verfolgt und ermordet. Dagegen profitierten die deutschen Konzerne und Eliten von Nationalsozialismus und Krieg. Hitler verschaffte ihnen immense Profite und „befreite“ sie von den für sie lästigen Gewerkschaften und der ArbeiterInnen-Bewegung.

Der Zusammenhang zwischen Aufstieg des Faschismus und maßgeblichen Teilen der Wirtschaft ist bekannt. Selbst die CDU sah sich 1945 genötigt, sich antikapitalistisch zu geben. Das zeigt, wie stark das Bewusstsein von der Schuld des Kapitalismus an der Katastrophe des 2. Weltkriegs war. Das spiegelt auch die Buchwald-Erklärung der Internationalistischen Kommunisten wieder. Diese KZ-Häftlinge verfassten am 20. April eine Erklärung über die Ursachen und v.a. Lehren des 2. Weltkriegs und des Faschismus. Sie prangerten die deutsche Wirtschaft als Hauptprofiteur an. Daher lautete auch eine ihrer Forderungen: „Keinen Mann, keinen Pfenning für die Kriegs- und Reparationsschulden der Bourgeoisie! Die Bourgeoisie muss zahlen!“.

Damit stellt sich die auch heute aktuelle Frage, wie der Faschismus bekämpft hätte werden können. Während in Spanien und Österreich die Errichtung von faschistischen Regimes bekämpft wurde, konnte Hitler die Macht ohne Gegenwehr von der deutschen Industrie und Großgrundbesitz übergeben werden. Die Schuld daran trägt die sektiererische Politik der beiden Großparteien der ArbeiterInnenbewegung – SPD und KPD. Anstatt eine Einheitsfront zu bilden, bekämpften sie sich. 1920 putschten rechte Militärs gegen die junge Republik in Deutschland. Die ArbeiterInnen-Bewegung war auch damals in unterschiedliche Parteien und Strömungen gespalten. Trotzdem gelang es, den Putsch in einem einheitlichen, kräftigen Schlag mittels Generalstreik und sozialer Bewegung zu zerschlagen. Dazu waren aber 1933 die Führungen von SPD und KPD nicht bereit.

Wie der Faschismus wirklich und dauerhaft geschlagen werden könnte, zeigte der Spanische BürgerInnen-Krieg gegen den faschistischen Franco-Putsch. Großgrundbesitz und Wirtschaft wurden enteignet und gemeinsam demokratisch verwaltet und betrieben. Faschisten und das rechte Militär wurden durch demokratische Milizen binnen weniger Tagen aus den Gebieten vertrieben. Erst als die soziale Revolution zu Gunsten der bürgerlichen Volksfrontregierung rückgängig gemacht wurde, brach das auch der antifaschistischen Bewegung das Genick.

Diese Lehre findet sich auch in der Buchenwalderklärung. Darin wird die sofortige Enteignung der Banken, Schwerindustrie und Großgrundbesitz gefordert. Dass es letztlich nicht so gekommen ist, lag weniger an den Menschen in Europa, sondern den Parteien, die sie betrogen haben.

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