1968 – Eine Chronologie der Ereignisse

1968 wurde von der UNO zum Jahr der Menschenrechte ausgerufen. Doch in Erinnerung blieb es als Jahr der Revolten, des gesellschaftlichen Umbruchs. Was geschah in diesem Jahr?

5. Januar: Alexander Dubcek wird erster Sekretär der KP der Tschechoslowakei.

30. Januar: Im Vietnamkrieg beginnen nordvietnamesische und Einheiten der “Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams” die Tet-Offensive unter General Võ Nguyên Giáp, die für die amerikanischen und südvietnamesischen Truppen völlig überraschend kommt. Zwar scheitert die Offensive militärisch, aber sie ist sowohl politisch als auch psychologisch sehr wirksam. Danach regen sich starke Proteste gegen den Vietnamkrieg der USA in aller Welt und leiten den sukzessiven Rückzug der USA aus Vietnam ein.

1. Februar: Im Vietnamkrieg tötet der Polizeichef von Saigon Nguyên Ngoc Loan vor Reportern einen festgenommenen Vietcong durch einen Kopfschuss. Ein Foto dieser Exekution wird zu einem der bekanntesten Bilder des 20. Jahrhunderts.

8. März: Studentendemonstrationen in Polen, Beginn der März-Unruhen in Polen.

16. März: Massaker der US-Army an 503 Zivilisten in My Lai (Son My), Südvietnam.

April: Der “Club of Rome” wird gegründet. Die Idee stammt von dem italienischen Industriellen Aurelio Peccei, Mitglied der Firmenleitung von Fiat und Olivetti, sowie dem Schotten Alexander King, Direktor für Wissenschaft, Technologie und Erziehung bei der OECD und soll zeigen, dass KapitalistInnen so human sind.

3. April: Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein begehen in Frankfurt Brandanschläge auf Kaufhäuser. Es entsteht ein Schaden von knapp 675.000 DM, Menschen werden nicht verletzt. Die Täter werden im nachfolgenden Prozess zu drei Jahren Haft verurteilt.

4. April: Martin Luther King wird auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis (Tennessee) mutmaßlich von James Earl Ray erschossen. Die Hintergründe der Tat bleiben rätselhaft.

11. April: Josef Bachmann fügt dem Studentenführer Rudi Dutschke lebensgefährliche Schussverletzungen zu.

3. Mai: In Paris beginnt die Besetzung der Sorbonne.

6. Mai: Erste Straßenschlacht um die besetzte Universität stellt den Beginn der sogenannten Mai-Unruhen dar.

13. Mai: USA und Nordvietnam beginnen Friedensverhandlungen.

17. Mai: Ein Generalstreik dehnt sich auf gesamte Industriezweige Frankreichs aus.

30. Mai: Der deutsche Bundestag verabschiedet mit einer Zweidrittelmehrheit die “Notstandsverfassung” die gegen linke KritikerInnen eingesetzt wird.

2. Juni: In Novi Beograd gab es für ein Konzert nicht genügend Karten, weil Mitglieder einer großen Baubrigade des offiziellen Jugendverbandes privilegiert wurden. Es kam zu tumultartigen Szenen und die Miliz reagierte mit den Einsatz von Schusswaffen, es gab zahlreiche Verletzte.

3. Juni: Die Belgrader StudentInnen besetzten daraufhin die Hochschule in Belgrad, die sie in “Rote Universität Karl Marx” umbenannten. Sie begreifen sich als die wahren MarxistInnen und prangern Unfreiheit und gesellschaftliche Ungleichheiten in ihrem Land an. “Wir fordern die Aufhebung aller Privilegien, welche in unserer Gesellschaft bestehen”, hieß es.

5. Juni: Ermordung von Robert F. Kennedy.

7. Juni: Die Aktionisten Günter Brus, Otto Muehl, Valie Export und Oswald Wiener sorgen unter den Titel “Kunst und Revolution”, der sogenannte Uni-Ferkelei im NIG der Uni-Wien für einen Skandal.

29. Juni: Dem “Globuskrawall” in Zürich gingen die Konzerte der Rolling Stones und von Jimi Hendrix voraus, die beide in Krawallen mit der Stadtpolizei endeten. Der Zürcher Stadtrat entschied, das damals leer stehende provisorische Gebäude des Kaufhauses Globus beim Zürcher Hauptbahnhof nicht für ein autonomes Jugendzentrum zur Verfügung zu stellen

20./21. August: Der Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in der CSSR stellt das Ende des Prager Frühlings dar.

Oktober: Bei der sog. “Attacke auf Tokio” kam es zu tagelangen Unruhen, an denen sich StudentInnen und ArbeiterInnen beteiligten. Das Parlament, die Polizeistationen, die US-Botschaft und der Bahnhof Shinjuku wurden von Protestierenden angegriffen bzw. besetzt.

2. Oktober: Das Massaker von Tlatelolco an ca. 500 Studenten beendet die mexikanische Studierendenbewegun, zehn Tage vor Eröffnung der XIX. Olympischen Sommerspiele.

Oktober: Die zwei afroamerikanischen Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos streckten während der Siegerehrung des 200m-Laufs die schwarzbehandschuhte Faust nach oben. Mit diesem Symbol der Black Panthers protestierten sie gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung. Beide Sportler wurden daraufhin vom Olympischen Komitee der USA lebenslang von den Spielen ausgeschlossen.

5. November: Richard Nixon gewinnt die Wahl zum 37. Präsidenten der USA.

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