Kubanische Revolution 1959

Teil 7 der Artikelserie: Revolutionen und ihre Lehren
von Noah Koinig

Bis 1898 war Kuba eine spanische Kolonie. Kurz vor dem Sieg im Unabhängigkeitskrieg wurde es von den USA besetzt. Die Folgen: politische und wirtschaftliche Abhängigkeit. Nun wurde für den amerikanischen Markt produziert. In den 1950ern kam Batista durch einen Militärputsch an die Macht. Seine Diktatur war verhasst - auch bei Fidel Castro. Dieser versuchte 1953 mit einer kleinen Gruppe die Moncada-Kaserne zu stürmen. Die Aktion scheiterte und Castro wurde verhaftet. Danach floh er nach Mexiko, wo er die Guerillagruppe M26 gründete. Auch Che Guevara schloss sich an. Nachdem 1956 die M26 in Kuba gelandet war, wurde sie vom Militär niedergeschlagen. Viele, auch Guevara und Castro, versteckten sich in den Bergen, wo sie immer mehr Bauern rekrutierten. Der Wendepunkt kam mit der Eroberung der Militärzentrale in Villa Clara. Gewonnen wurde die Revolution 1959 beim Einmarsch in Havanna.

Fehlen eines sozialistischen Programms

Trotzki schrieb in seiner Theorie der permanenten Revolution, dass eine Revolution vom Proletariat getragen werden muss. Deswegen ist die Guerillataktik nicht ausreichend, da sie die Taktik der Bäuerlichen ist. Auch die Kubanische Revolution wurde auf dem Rücken der verarmten Bauernschaft getragen und nicht auf dem des Proletariats, welches erst in Havanna dazustieß. Die Unterstützung für den Sturz Batistas war groß, doch das alleine reichte nicht, um eine echte Arbeiter*innendemokratie von unten aufzubauen. Dafür fehlte die Organisierung in Betrieben und der Aufbau von demokratischen Strukturen darin, sowie eine revolutionäre Arbeiter*innenpartei. All das braucht es, damit die gesamte Arbeiter*innenklasse (und Bäuerliche) die Macht übernehmen und eine demokratisch verwaltete Wirtschaft und Gesellschaft aufbauen kann.

Castro war kein Sozialist, sondern bürgerlicher Demokrat. Sein Ideal war das demokratisch-kapitalistische Amerika. Nur Guevara und wenige Guerillas hatten Ansprüche, Sozialist*innen zu sein und verfolgten eine Ausweitung der sozialistischen Revolution.

Auch die “Kommunistische” Partei verfolgte keine antikapitalistische Linie. Sie suchte eine Verbindung mit der Bourgeoisie mit dem Ziel der “patriotischen und demokratischen Revolution”. Die KP unterstützte Batista nach seiner ersten Machtübernahme und hatte zwei Minister in seinem Kabinett. Die M26 wurde zuerst als “Abenteurertruppe” beschrieben und erst nach der Revolution unterstützt.

US-Imperialismus und Stalinismus

Nach der Revolution wurden viele Reformen durchgesetzt: Enteignung des Großgrundbesitzes, Neuverteilung des Bodens, Verstaatlichung der Zuckerproduktion. Grund dafür war die schlichte Notwendigkeit, die Wirtschaft trotz Embargo aufzubauen. Dies führte weiter zu einem Bruch mit den bürgerlichen Kräften und zu weiteren Auseinandersetzungen mit den USA. 1960 starteten die USA eine Konterrevolution mit dem Ziel, der „Retter“ vor der Revolution zu sein. Diese wurde aber schnell niedergeschlagen, da es starke Unterstützung für das Castro-Regime gab. Daraufhin erlegten die USA ein Finanz-Embargo und brachen jegliche Beziehungen ab. Als Gegner des US-Imperialismus wandte sich Kuba dem Stalinismus zu. Zunächst führte dies zur Verbesserung des Lebensstandards: Senkung der Arbeitslosigkeit, Erhöhung der Lebenserwartung und ein starkes Wirtschaftswachstum bis in die 80er. Jedoch war das Castro-Regime von vielen Krisen geplagt, die durch den Zusammenbruch des Stalinismus verschlimmert wurden.

Kuba wurde oft als „Arbeiter*innendemokratie vor der Nase des US-Imperialismus“ bezeichnet. Die Realität war aber ganz anders. Nach der Revolution lag die Macht bei einer Schicht von privilegierten Funktionären, Kontrolle und Verwaltung lag bei Castro und seinen Anhängern. Um eine sozialistische Demokratie aufzubauen, müssen die Produktivkräfte weiterentwickelt werden. Dafür braucht es mehr als nur die Bauernschaft. Eine Revolution getragen vom Proletariat, also von den Produzent*innen selbst, kann die Wirtschaft auf eine demokratische und soziale Weise weiterentwickeln.

Nach der Kubanischen Revolution erlangte die Guerilla-Taktik auch in Europa Ausbreitung (bsp. RAF). Dies führte ins Desaster. Das wahre Potential einer geplanten Wirtschaft kann nur von den Massen erkämpft werden.

 

 

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