Not und Widerstand in Griechenland

Christian Bunke

Seit Jahren wird der griechische Staat schon zu massiven Einsparungen gezwungen. Das hat zur Verelendung von wachsenden Teilen der Bevölkerung geführt. Laut einem OECD-Bericht aus 2015 leben 30% unter der Armutsgrenze. 17% können ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln nicht decken. Drei Millionen sind von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten. 300.000 Haushalte haben kein Einkommen und die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 50%. Nur 11% der Bevölkerung verspüren noch „Hoffnung“.

Das alles sei nötig, behaupten die Spitzen von EU bis IWF, um die griechische Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Das Gegenteil ist passiert. Die griechische Wirtschaft ist immer noch in der selben Rezession wie zu Beginn der Finanzkrise. Die europäischen Finanzminister fordern weitere Einsparungen. Und die „linke“ Regierung wird sie umsetzen. Regierungschef Tsipras hat bereits weitere Kürzungen ab August 2018 angekündigt. Was sich in Griechenland abspielt, ist ein warnendes Beispiel dafür, wo Wirtschaft und Politik international hinsteuern.

Doch trotz aller Probleme wehrt sich die Bevölkerung gegen die Ungerechtigkeiten. Anfang März streikten in Athen die FahrerInnen der U-Bahnen, S-Bahnen und Straßenbahnen. Sie protestierten gegen die geplante Privatisierung des öffentlichen Verkehrs. Finanzbeamte haben derweil ein großes Transparent aus ihrem Ministerium gehängt: Sie fordern ein Ende des Sparkurses.

Am 14. März wurden zahlreiche staatliche Krankenhäuser für einen Tag bestreikt. Dort sind tausende Stellen nicht besetzt, der Rettungsdienst funktioniert nicht mehr, Überstunden werden nur verspätet bezahlt und mancherorts fehlt es am nötigsten: Nicht einmal Handschuhe oder Wattetupfer gibt es mehr.

Fast ein Jahr mussten die Reinigungskräfte der Athener Busgesellschaft kämpfen. Darunter auch Mitglieder der griechischen Schwesterorganisation der SLP. Nach ihrer Entlassung wurden ihnen ausbleibende Löhne nicht gezahlt. Weil sie vor der Zentrale der Busgesellschaft dagegen protestierten, wurde ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt. Doch ihre Ausdauer hat sich gelohnt. Jetzt hat jedeR von ihnen zwischen 3.-4.000 Euro bekommen. Der Kampf geht aber weiter – die Reinigungskräfte wollen ihren Job zurück!

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