Neokolonialistische Ausbeutung

Thomas Hauer

2700 Wasserkraftwerke sind momentan auf dem Balkan geplant. 535 davon in strengen Schutzgebieten. Österreichische Firmen und Banken sind dabei besonders stark involviert. Die österreichische Firma „ENSO Hydro“ leitete trotz Protesten Wasser aus einem Nationalpark ab und legte ihn damit trocken.

Gegen zwei Personen von WTE (deutsche Tochterfirma von EVN) laufen, gemeinsam mit vier weiteren, Ermittlungen wegen Bestechung und Untreue im Zuge des Baus einer Kläranlage in Zagreb. Die Stadt Zagreb und das Projekt sollen um insgesamt 6 Mio. € geschädigt worden sein.

Das ehemals zweitgrößte österreichische Bauunternehmen Alpine stand vor seiner Pleite am Balkan für dubiose Geldflüsse und Korruption. Aufträge wurden an Firmen von Alpine-Mitarbeitern vergeben. Über Scheinrechnungen und Beratungsfirmen sind in zwei Jahren mindestens 6 Mio.€ in dunkle Kanäle geflossen.

Österreichische Banken halten 85% des Finanzsektors in Bosnien-Herzegowina. Die Raiffeisenbank hat einen Marktanteil von ca. 30%, gefolgt von der Ersten Group mit ca. 8%. Es wird aber nicht in die Wirtschaft investiert, sondern v.a. Kredite vergeben.

Österreichische Firmen kontrollieren mit knapp einem Viertel der ausländischen Investitionen am Balkan einen großen Teil der Profitmasse, die aus dem Land fließt.

Der kroatische Journalist Hrvoje Appelt bezeichnete die Hypo-Bank als eine der größten kriminellen Organisationen in Kroatien - mit mächtigem politischem Hintergrund und Protektion von höchster Stelle.

Die Privatisierungen führten, egal ob mittels Pyramidenschema wie in Albanien oder Vouchern wie in Bosnien, überall dazu, dass sich eine kleine heimische Elite gemeinsam mit ausländischen GroßinvestorInnen die Wirtschaft einverleibte. Die Bevölkerung ging leer aus.

In Bosnien sind in Folge der Kürzungen im Gesundheitswesen nur ca. 60% krankenversichert.

Auf Druck der EU wurden in Kroatien Staatsunternehmen, vor allem in wichtigen Bereichen wie Schiffsbau, Logistik, Telekommunikation, Öl- und Medizinalindustrie, privatisiert. Das kostete zehntausende Arbeitsplätze, die nie wieder ersetzt wurden.

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