Widerstand gegen rechtsextremen Burschenschafterkommers in Linz

Rechtsextreme feiern im "Anschlussturm"
Jan Rybak

Der Linzer "Anschlussturm", dessen Kauf vor 90 Jahren, und seine "Weihe" vor 75 Jahren gefeiert wurde, ist ein Symbol des rechtsextremen Deutschnationalismus. Die "Deutsche Burschenschaft" beschreibt ihn auf ihrer Homepage als: "Erinnerungsstätte daran, dass es über die Grenzen und die Einzelstaatlichkeit hinaus ein geistiges Band gibt, welches den gesamten deutschen Volks- und Kulturraum umfasst." Bei seiner Weihe wurde der Schriftzug: "Ein Volk, ein Reich" angebracht, und noch heute weht auf ihm die deutsche Fahne. Festredner ist der Berliner Professor Ernst Rabehl, Autor für die "Deutsche Stimme" (Propagandazeitung der NPD).

Burschenschaften & Faschismus

Viele der am Kommers teilnehmenden Burschenschaften sind dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) als einschlägig rechtsextrem und NS-verharmlosend bekannt. Die Grazer "Armania" hält zum Beispiel das Andenken an Ernst Kaltenbruner, als Hauptkriegsverbrecher 1946 in Nürnberg hingerichtet, weiter aufrecht. Die Innsbrucker "Brixia" organisierte 1989 eine Veranstaltung mit dem bekannten Holocaust-Leugners David Irving.
Trotz ihrer phantasielosen Beteuerungen mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun gehabt zu haben spielten doch viele deutschnationale Burschenschafter im NS-Apparat führende Rollen. So gilt der ehemalige SS-Arzt und Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka, Imfried Eberl, immer noch als "alter Herr" der Germania Innsbruck. 1938 lösten sich die meisten Burschenschaften fahnenschwingend selbst auf um sich dem NS-Studentenbund anzuschließen. Die Burschenschaften legten jedoch ihre Gesinnung mit der Zerschlagung des Nationalsozialismus 1945 nicht ab. Noch 1960 betonte die Innsbrucker "Suevia": "Wir stehen auf dem allein burschenschaftlichen Standpunkt, dass somit auch der Jude in der Burschenschaft keinen Platz hat."

Widerstand gegen ewiggestriges Spektakel

Die SLP mobilisierte gemeinsam mit anderen antifaschistischen Organisationen gegen die Verherrlichung von Großdeutschtum und Revanchismus. 250 bis 300 AntifaschistInnen zogen am 6. Oktober durch die Linzer Innenstadt. Vor dem Kaufmännischen Vereinshaus - in dem sich die Burschenschafter trafen - fand eine eindrucksvolle Kundgebung gegen Rechtsextremismus, Nationalismus und Reaktion statt. Etwa 30 "Burschis" versteckten sich hinter Polizistenschilden und beobachteten von dort aus die antifaschistische Übermacht. Ingesamt hat die SLP wesentliche Teile der Organisations- und Mobilisierungsarbeit für diese Demo getragen. Besser für den antifaschistischen Kampf wäre es allerdings gewesen, wenn sich daran mehr Organisationen und Initiativen beteiligt hätten.

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