Rote Seitenblicke: das weihnachtliche Spendensammeln und das Vermögen der katholischen Kirche

Fabian Lehr

Der Advent ist die große Zeit des Spendensammelns. Mit Inseraten, Postwurfsendungen und auf Weihnachtsmärkten wird man aufgefordert, Hilfsprojekte zu unterstützen. In erster Reihe stehen die katholische Kirche und ihre Vorfeldorganisationen. Dieselbe Kirche, die um ein paar Euro für die Armen bittet, ist allerdings eines der größten, reichsten und privilegiertesten Unternehmen Österreichs. Neben laufenden Einnahmen von jährlich rund 600 Millionen Euro kann sich auch das Vermögen der Kirche an Immobilien, Grund und Boden sehen lassen. In Österreich besitzt die katholische Kirche 215.000 Hektar land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche mit einem Marktwert von schätzungsweise 2,5 Milliarden Euro. Dazu kommen rund 200 000 Hektar Bauland, oft in Top-Lagen, mit einem kaum abschätzbaren Marktwert von vielen Milliarden. Das flüssige Finanzvermögen der Kirche beläuft sich hierzulande auf rund 1,6 Milliarden Euro, dazu kommt Immobilienbesitz im Wert von mindestens einer halben Milliarde. Und, last but not least, Unternehmensbeteiligungen: Die Kirche besitzt in ganz Österreich zahlreiche Unternehmen, darunter die Mediengruppe Styria und in Mehrheitsbesitz die Privatbank Schelhammer&Schattera. Via letzterer streicht die Kirche Millioneneinnahmen aus Lotterien und Casinos Austria ein. Vieles davon steuerbefreit. Wenn die katholische Kirche dazu aufruft, Arme und Kranke finanziell zu unterstützen, dann täte sie gut daran, dabei mit ihrem eigenen gewaltigen Vermögen anzufangen.

 

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