Mo 01.12.1997
Die Burschenschaft Olympia ist in der Nacht von 8. auf 9.11. keineswegs zum ersten Mal einschlägig aufgefallen. Im Gegenteil, sie hat, genauso wie die meisten anderen deutschnationalen schlagenden Burschenschaften in Österreich, eine lange rechtsextreme Tradition. Doch ist sie trotzdem etwas Besonderes. Gemeinsam mit der Teutonia Wien und der Brixia Innsbruck bildet sie den harten Kern der DBÖ, der Deutschen Burschenschaft in Österreich. Dort sind jene schlagenden Burschenschaften versammelt, die immer noch mit Säbeln aufeinander einschlagen, um sich ihren Mut zu beweisen. Ein Burschenschafter beschrieb das Gefühl in der Sendung X-Large einmal als mit dem ersten Orgasmus vergleichbar.
Die Olympia ist darüber hinaus auch Vorsitzende der DB, der Deutschen Burschenschaft, einer rechten Burschenschaftervereinigung des gesamten deutschsprachigen Raums mit 141 Verbindungen und rund 25.400 Mitgliedern. Dort tut sie sich mit Anträgen gegen die Überfremdung des deutschen Volkes hervor. Und für ihre Erstsemestrigenfeste verteilt sie Einladungen mit dem Werbetext: „(es) gibt Spaß mit rassistischen oder wenigstens unappetitlichen Männerwitzen“.
Auch historisch hat die Burschenschaft Olympia einiges zu bieten. Am 8. Juni 1938 fand anläßlich der Annexion Österreichs eine „eindrucksvolle Feier“ statt. (Broschüre der Olympia, zitiert aus den „Antifaschistischen Nachrichten“).
Nach dem 2. Weltkrieg war die Olympia weiter voll aktiv. Durch ihren Mitbegründer, den Chef der neonazistischen NDP war sie massiv in den Südtirolterror eingebunden. 1959 wurde sie übrigens bereits wegen Wiederbetätigung verboten.
Auch den ersten politischen Toten der 2. Republik, den Kommunisten und ehemaligen KZ-Häftling, den damals 65-jährigen Ernst Kirchweger, kann die Olympia „auf ihr Konto buchen“. 1965 wurde er bei einer antifaschistischen Demonstration vom Olympen und Mitglied des Rings freiheitlicher Studenten (RFS), Günther Kümel, erschlagen. Kümel wurde übrigens zu 10 Monaten Haft verurteilt, als strafmildernd sah das Gericht an, daß Kümel aus Furcht gehandelt hätte.
... gute Kontakte
In den 80ern tat sich die Olympia durch gemeinsamen Saalschutz mit Gottfried Küssels VAPO Truppe hervor, in den 90ern protestierte Olympe und RFS-Kandidat Matthias Konschill im Namen der Burschenschaft in der rechtsextremen Zeitschrift „Fakten“ gegen die Nichterwähnung des „Gesinnungsurteils“ gegen ebendiesen.
Doch nicht nur zur offenen Naziszene hat man Kontakte, im Gegenteil: der Wiener FPÖ-Obmann Rainer Pawkowicz war lange Jahre Olympe (er ist aus persönlichen Gründen ausgetreten), der Hochschulsprecher der Freiheitlichen, Martin Graf ist es bis heute. Überhaupt scheint die Olympia an der FPÖ und ihrer Studentenorganisation RFS Gefallen gefunden zu haben. Insbesondere der RFS und auch Teile der FPÖ-Wien sind eindeutig burschenschaftlich dominiert. Etliche Burschen der Olympia kandidieren bei ÖH-Wahlen auf der Liste des RFS und sind auch sonst „freiheitlich“ aktiv. In der rechtsextremen Zeitung „Eckartbote“ (Nr. 11/97) rühmt sich Gernot Stefan, ein Olympe und RFS-Kandidat sogar, daß seine „Bundesbrüder ... den RFS wieder aus seiner Agonie erweckt“ hätten.
Als abschließendes Urteil kann gesagt werden, daß die Olympia eine im rechtsextremen Spektrum herausragende Verbindung mit guten Kontakten zur FPÖ ist, die eine jahrzehntelange militant rechte Tradition hat.
Prominente Burschenschafter und ihre derzeitigen oder ehemaligen Verbindungen:
Jörg Haider (Albia Bad Ischl, Silvania Wien), FPÖ
Gottfried Küssel (Danubia-Markomannia), VAPO
Rainer Pawkowicz (Olympia Wien), Vorsitzender der FPÖ Wien
Norbert Burger (Olympia Wien), ehem. NDP-Vorsitzender - (ist bereits in Walhalla)
Ewald Stadler (Skalden Innsbruck), Klubobmann der FPÖ
Franz Radl jun. (Teutonia Wien), VAPO, ehem. Briefbomben-Verdächtiger
Holger Bauer (Scardonia Schärding), FPÖ-Nationalrat
Andreas Mölzer (Vandalia Graz), ehem. Chef des freiheitlichen Bildungswerk und Pornoautor
Martin Graf (Olympia Wien), Hochschulsprecher der FPÖ