Musik ist hochpolitisch, Teil 3:

Hip Hop/Rap: Zwischen Klunkern und Klassenkampf
Sebastian Kugler

Hip Hop entwickelte sich in den 1970er Jahren als Ausdrucksmittel der unterdrückten schwarzen Minderheit in den USA. Als musikalischer Audruck dieser Kultur gilt der Rap. Als „Väter“ des Sprechgesangs wird oft die Band Last Poets angeführt. Sie waren stark von den Reden von Malcolm X beeinflusst. Allgemein spiegelte der beginnende Hip Hop die dramatischen sozialen Bedingungen in den Ghettos der US-Großstädte wieder. Stilprägende Hip Hop-KünstlerInnen wie Grandmaster Flash erzählten vom harten Leben im Ghetto und vom traurigen Alltag dort. 1988 erschien “It takes a nation of millions to hold us back” von Public Enemy. Es gilt vor allem wegen seiner hochpolitischen Texte, die Kriege, soziale Missstände und Regierungen anklagen als ein Meilenstein im Hip Hop.

„Conscious“- vs „Gangsta“-Rap

Besonders in den 1990er Jahren wurde eine Spaltung in der Hip Hop- Szene deutlich. Die kommerziell erfolgreichen „Gangsta-Rapper“ der Eastcoast und Westcoast schossen sich gegenseitig über den Haufen und verherrlichten in ihren Texten Gewalt und Sexismus. Das hält sich bis heute. Sieht mensch Hip Hop-Videos auf MTV, so räkeln sich meistens halbnackte Frauen um den „Künstler“, der mit Goldketten und „Bling Bling“ überladen ist. Auf der anderen Seite enwickelte sich „Conscious Rap“, der bewusst politische und soziale Inhalte in den Vordergrund stellt. Auch im deutschsprachigen Hip Hop, der sich Ende der 1980er etablierte, gibt es diese Trennung. Der Mainstream wird von sexistischen und nationalistischen Rappern wie Bushido oder Fler dominiert. Majorlabels pushen gezielt reaktionären Rap, systemkritische Inhalte bekommen keinen Raum in Radio und Musikfernsehen. Trotzdem entwickelte sich im deutschsprachigen Raum, vor allem in der letzten Zeit, eine aktive linke Hip Hop-Szene.

Hirn statt Eier!

Linker Hip Hop floriert wieder. In Österreich gab es nach Straches peinlichen Rap-Versuchen einen Diss-Contest, bei dem eine Reihe an KünstlerInnen ihrem Unmut über Strache Luft machten. In Deutschland gibt es mit Holger Burner, der Mitglied der deutschen Schwesterorganisation der SLP ist, Chaoze One, Lotta C oder Lena Stoehrfaktor eine Reihe an KümstlerInnen, die links aktiv sind. Für Holger Burner ist die politische Aktivität untrennbar mit der Musik verbunden: „Organisieren ist unverzichtbar!“

Weil Rap Kämpfer braucht, statt den nächsten Oberlehrer
Wegen großer Gegner, der BRD als Global Player,
weil die Bundeswehr so manchen Marschbefehl bekommt,
Wegen Arbeitsplatzabbau ob bei Staat und Telekom
oder bei Airbus
wegen dem Abziehen unserer Renten
wegen unglaublich übertriebener Aktiendividenden,
weil fast alle Menschen das zwar ähnlich hier sehn,
Nur außer wählen zu gehen nichts in den Medien steht
weil es wichtig ist, Alternativen aufzuzeigen
Vom streiken bis zur Möglichkeit, Betriebe zu enteignen!
(Holger Burner – Klassenkampfrap)

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: