KV-Runden: Mach’s wie Thomas!

Die Frühjahreslohnrunden bei Papier, Chemie und Elektro/Elektronik waren heuer lauwarm. Üblicherweise orientieren sich deren Abschlüsse an den Ergebnissen im Herbst davor. Inflation und Preistreiberei im Zuge des Ukrainekrieges mischten die Karten für das Frühjahr aber komplett neu.  Wie groß die Kampfbereitschaft für mehr war, zeigte Elektro-Betriebsrat und ISA-Aktivist Thomas Hauer auf. Er begann gleich zu Beginn der Verhandlungen in seinem Betrieb zu mobilisieren, indem er den kompletten Verhandlungsverlauf mittels Plakaten bekannt machte und so, anders als die Jahre zuvor, Diskussionen schon vor dem Ende entfachte. Schnell wurde während der Verhandlungen klar, dass sich diese heuer nicht auf den diplomatischen Kurs beschränken, da nach der ersten Verhandlungsrunde eine österreichweite Betriebsrätekonferenz einberufen wurde. Thomas startete eine Unterschriftenliste, die verlangte, dass die Forderung nach 6% Lohnerhöhung konsequent verteidigt wird. Weiters konnten die Kolleg*innen ankreuzen, ob sie dafür auch streiken würden. So kamen in drei Tagen 337 Unterschriften zusammen, wovon 290 Streikbereitschaft ankreuzten. Von den Angesprochenen waren gerade mal vier dabei, die nicht unterschreiben wollten.  Auf der Betriebsrät*innen-Konferenz berichtete Thomas von der Aktion, was sehr gut ankam. Weiters sprach er von der Notwendigkeit der Verbindung mit anderen Branchen und von Urabstimmungen, die dem Verhandlungsverlauf die Berechenbarkeit nehmen würden und die Entscheidung den betroffenen Kolleg*innen gibt. Das wurde von den Gewerkschaftsspitzen rund um ProGe-Chef Wimmer mit fadenscheinigen Argumenten abgewunken. Allerdings bekam das Thema selbst so viel Raum. Das Interesse an einem kämpferischen Kurs zeigte sich auch daran, dass wir dutzende Streikbroschüren und Zeitungen verkauften. Die Abschlüsse waren dann 4,9-5% bei den Mindestlöhnen, 4,75-4,8% bei den IST-Löhnen und eine Mindesterhöhung von 120-130 €, was in der Elektronik-/Elektroindustrie bis zu +6,7% bedeutet. Nicht ganz so schlecht wie in den letzten Jahren, aber weit hinter den Möglichkeiten!

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