Krise der Weltwirtschaft: Alternative gesucht

Massenarbeitslosigkeit und Sozialabbau sind vor allem Krisenerscheinungen. Ist Kapitalismus mit “sozialem Gesicht” heute machbar?
Wolfgang Fischer

Absturz der New Economy, Bilanzfälschungen, asiatische Grippe, Börsencrash – das Stottern des Weltkonjunkturmotors hat viele Namen. Die Gegenstrategie der Kapitalisten ist beinhart: Massenentlassungen, Sozialabbau und Lohndumping dienen dazu, die Folgen der Stagnation auf die internationale ArbeiterInnenklasse abzuwälzen und die Profite von Banken und Konzernen zu sichern.
Wirtschaftliches Gegensteuern im Kapitalismus als Alternative?
Den neoliberalen Angriffen der Kapitalisten steht in vielen Ländern ein wachsender Widerstand der ArbeiterInnenklasse gegenüber. Proteste, Streiks und Abwehrkämpfe haben zu einer Polarisierung und Politisierung vieler Menschen beigetragen und können tatsächlich Angriffe abschwächen und im einen oder anderen Fall sogar abschmettern. Doch wie kann man aus der Abwärtsspirale der jetzigen Weltwirtschaft entkommen? Fast ausschließlich werden in den Gewerkschaftsmedien Konzepte, die an die Ideen des bürgerlichen Ökonomen John Maynard Keynes anknüpfen, präsentiert. Kernstück dieser Thesen ist die Idee, durch eine “antizyklische” Wirtschaftspolitik, Krisen im Kapitalismus – zumindest weitgehend – ausschalten zu können. In Abschwungszeiten soll durch staatliche Investitionen die Nachfrage gesteigert und die Wirtschaft angekurbelt werden, um dann in Aufschwungsphasen die dazu nötigen Kredite zurückzuzahlen und Kapitalreserven aufzubauen. Wesentlicher Schwachpunkt dieser Theorie: Die innere Dynamik der kapitalistischen Weltwirtschaft hält sich nicht an die Regelmäßigkeit sich letztlich ausgleichender Auf- und Abschwünge. Historisch erlitt der “Keynesianismus” bereits durch die Weltwirtschaftskrise der 70er Jahre sein Waterloo: Seitdem befindet sich der Kapitalismus in einer tiefen Strukturkrise, mit anhaltender Massenarbeitslosigkeit und nur schwachen Erholungsphasen.

Die Analyse von MarxistInnen

Im Unterschied zum Keynesianismus zeigt die marxistische Wirtschaftstheorie, dass nicht der Mangel an Nachfrage die Ursache zyklischer Krisen ist, sondern die Funktionsweise und die Widersprüche des kapitalistischen System selbst. Die kapitalistische Konkurrenz und das ihr innewohnende Prinzip des (überlebensnotwendigen)  Maximalprofits treiben die Kapitalisten stets zur Überakkumulation, zum Aufbau von Überkapazitäten im Verhältnis zur kaufkräftigen Nachfrage. Das Absenken der Lohn(neben)kosten erhöht die Ausbeutung der Beschäftigten und steigert den Profit des Unternehmens, führt aber gleichzeitig zu einem Sinken der Massenkaufkraft. Die aktuellen - “keynesianischen” - Konzepte haben vor allem den Fehler, dass sie das Privateigentum an Produktionsmitteln als eigentliche Krisenursache nicht angreifen. Wir meinen: Globale Krisen, Hunger, Krieg, Krankheiten oder Umweltzerstörung können beseitigt werden, wenn die Wirtschaft nach den Bedürfnissen der Menschen geplant wird.

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