Kapitalistischer Wahnsinn Ski-Zirkus

Kaum ein Wirtschaftszweig zeigt die Gefährlichkeit des Kapitalismus so gut auf wie die Ski-Industrie
Simon Salzmann

Skifahren ist in Österreich nicht nur eine Freizeitbeschäftigung sondern wird zur „nationalen Identität“ stilisiert und ist v.a. eines: Ein mächtiger Wirtschaftszweig. Milliardenschwer und aufs Engste mit der Politik verwoben. Hinter dem romantisierten, verklärten Bild versteckt sich eine weitere grausame Facette des kapitalistischen Systems.

  1. Ein teures Vergnügen: Das fängt zunächst mit einer eigenen Skiausrüstung an, für die heftig geworben wird. Anschließend bezahlt man Unmengen, um für einen Tag oder eine Woche auf einen Berg raufzufahren und wieder hinunterzuwedeln. Und obwohl sich das immer weniger leisten können, ist der Schulskikurs immer noch Fixpunkt in vielen Schulen. Hier herrscht Druck auf Eltern, ordentlich tief in die Taschen zu greifen und ihren Kindern diesen Spaß zu erlauben. Auch die FPÖ fordert, dass mehr öffentliche Gelder verwendet werden sollen, um die private Skiwirtschaft zu subventionieren. Warum das teure Skifahren „österreichischer“ sein soll als billigere Sportarten wird nicht erklärt…

  2. Die Umwelt wird geopfert: „Für den Bau von Pisten wird kilometerweise Wald gerodet, Bäume samt Wurzeln herausgerissen und Waldböden planiert... Auch Parkplätze, Hotelanlagen, Zubringerstraßen, Lifte und Gondeln brauchen ihren Platz… Durch das Planieren wird der Boden so verhärtet, dass er kein Wasser mehr aufsaugen kann. Das bedeutet mehr Überschwemmungen. Fließt der Regen den Hang hinunter, nimmt er Erde mit sich. Erosion, Schlamm- und Gerölllawinen sind die Folge.“ beschreibt der WWF. Dazu kommt noch die Problematik von Kunstschnee, Schneekanonen und deren Ressourcenverschwendung und Schädlichkeit.

  3. Ausbeutung pur: Der Tourismus ist für besonders schlimme Arbeitsbedingungen berüchtigt. Praktikant*innen, die zusammengepfercht und oft falsch (= zu wenig) bezahlt werden, unmenschlich lange Arbeitszeiten in der Saison, Kinder und Familienmitglieder, die „helfen“ müssen im Familienbetrieb und Sexismus gerade im feucht-fröhlichen Aprés-Ski. Die Gewerkschaft ist leider kaum präsent…

  4. Freunderlwirtschaft: Gerade rund um Weihnachten und Ferien versuchen Leute aus der Wirtschaft und deren politische Vertreter*innen v.a. in der ÖVP, das Geschäft mit dem Wedeln wieder anzukurbeln. Die Bergbahnen z.B. erwirtschaften bis zu 25 % ihres Jahresumsatzes in den Weihnachtsferien. Am Beginn der Corona-Krise war Ischgl, ein beliebter Tiroler Skiort, europaweiter Dreh- und Angelpunkt für die Verbreitung von Covid-19. Jetzt muss die Skishow weitergehen…

Das sind nur einige Beispiele für die Probleme, die mit der profitgetriebenen Ski-Industrie verbunden sind. Wenige kassieren die Gewinne, die Kosten aber müssen wir alle bezahlen. Durch die Folgeschäden der Umweltzerstörung, die hohen Infektionszahlen bei Corona und miese Arbeitsbedingungen. Das Problem ist nicht „das Skifahren“ an sich, sondern dass es, wie alles im Kapitalismus, zur Ware wird und um jeden Preis ausgebaut werden muss.