Kann profitorientiertes Kino aufrütteln?

Helga Schröder

Medien berichten über die Auszeichnung des Films fuocoammare ("Feuer auf See") mit dem Goldenen Bären. Gianfranco Rosi hat damit die Berlinale 2016 gewonnen. Das alltägliche Leben der Bevölkerung auf Lampedusa und das Schicksal der hunderttausenden Flüchtlinge mit teils schonungslosen Bildern ist Thema der Dokumentation. Im Mittelpunkt steht Samuele, ein 12jähriger Junge aus einer Fischerfamilie. Die Jury möchte mit dem Preis ein politisches Signal setzen.
Und da ist die Grenze, was Filmkunst in einer profitorientierten Gesellschaft bewirken kann auch schon erreicht: Das „klare politische Signal“ erreicht nämlich nur ein erlesenes Publikum, darunter die Promi-Jury und Gäste der Berlinale. Mit einigem Fleiß lässt sich recherchieren, dass der Kinostart am 18. Februar war. In Österreich allerdings Fehlanzeige. Für die heimischen Kinos ist der Film nicht profitabel genug, beim ORF mag man das heiße Thema wohl nicht aufgreifen. Vielleicht finden ihn vor urheberrechtlichen Unsicherheiten unerschrockene „digital natives“. Menschen, die ins Kino gehen, sich Filme auf DVD kaufen oder gar Älteren oder Armen ohne Computer und Internet (ja, die gibt es auch) wird dieses politische Signal leider verborgen bleiben.

 

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