Interview mit einer Beschäftigten im Salzburger Landeskrankenhaus

Ingrid Winterer, 25, Auszubildende am Landeskrankenhaus, gab uns ein Interview zu den Protesten gegen die Nulllohnrunde

Wie ist die Stimmung in deiner Abteilung angesichts der Nulllohnrunde?

Die Tatsache, dass die Regierung erneut eine Nulllohnrunde eingeplant hat wurde selbstverständlich mit Unmut aufgefasst. Die Bereitschaft etwas dagegen zu unternehmen und sich an Protesten zu beteiligen schwankt im Einzelnen von Desinteresse über pflichtmäßige Beteiligung bis hin zur aktiven Motivation der anderen Mitarbeiter.

Wie wird das Angebot mit der Einmalzahlung durch die Landesregierung gesehen?

Als ein Versuch der Regierung einigermaßen billig um den Inflationsausgleich herumzukommen und als ein keineswegs zufriedenstellender Vorschlag.
Dass die Regierung ihr erstes Angebot von 3 Mio. erhöht hat erweckt dennoch Hoffnung, dass noch etwas möglich ist.

Die Demonstration/öffentliche Betriebsversammlung/ de-facto Streik am 03.12. war ja ein großer erster Schritt. Wie hast du die Aktion erlebt und wie sehen deine KollegInnen die Aktion?

Ich denke, dass der Protestmarsch ein wichtiges Zeichen war um zu zeigen, dass sich die Landesbediensteten nicht alles gefallen lassen und geschlossen, vor allem aber auch gemeinsam mit anderen Berufsgruppen, für ihre Rechte als Arbeitnehmer einstehen. Beeindruckend war die Menge an Personen und der für Salzburg tatsächlich eher ungewohnte Anblick einer Großdemonstration. Für mich geht es bei der ganzen Diskussion allerdings nicht nur um die Gehälter sondern vor allem auch um die fatale Personalsituation in den Krankenhäusern. Die Nulllohnrunde ist einfach ein Tropfen mehr, der das Fass schließlich zum überlaufen gebracht hat.

Wie siehst du das Verhalten der Gewerkschaftsführung, die sich mit der Regieurng auf die Nulllohnrunde "geeinigt" hat und die Proteste in keiner Form unterstützt?

Welche Beweggründe und Verhandlungsmethoden die Gewerkschaftsführung zu diesem Handeln veranlasst haben ist mir unbekannt und kann ich daher nicht beurteilen. Allerdings kann man es als Außenstehender nur schlecht nachvollziehen, weshalb die Angestellten von dieser Seite in der aktuellen Situation nicht mehr Unterstüzung erfahren.

Wie denkst du kann doch noch eine anständige Lohnerhöhung herauskommen? Braucht es weitere Protestaktionen? Wenn ja, wäre nicht eigentlich ein Streik notwendig um ausreichend Druck auf die Landesregierung auszuüben?

Ich denke der eingeschlagene Weg, nämlich Rechte einzufordern, sich aber gleichzeitig gesprächsbereit zu zeigen ist nicht der schlechteste. Das weitere Vorgehen hängt für mich stark von den nächsten Schritten der Regierung ab (u.a.Ergebnisse der Verhandlung am Donnerstag 06.12). Die weitere Protestaktion am 10.12 ist zwar eine logische Konsequenz, da dies als Folge angekündigt worden war sollte die Regierung nicht auf die Forderungen eingehen, allerdings besteht die Möglichkeit, dass die Beteiligung deutlich geringer ausfällt als beim ersten Marsch, was die Argumentation nicht unbedingt einfacher machen würde. Es stellt in einem so großen und verzahnten Betrieb einfach eine extreme Mehrbelastung für Angestellte und Patienten dar, den gesamten Wochenplan aufgrund einer mehrstündigen Protestaktion umstrukturieren zu müssen, dass weitere Aktionen dieser Art vermutlich auch bald auf Unmut bei den Mitarbeitern selbst führen würden. Die "verlorene" Zeit muss unverweigerlich wieder hereingearbeitet werden worunter in erster Linie die leiden, denen die Protestaktion nutzen soll und nicht die Regierung. Daher sehe ich Streiks nur als allerletzte Option an, die wohldosiert eingesetzt werden sollte und würde mir eher kreative und medienwirksame Einzelaktionen wünschen unter denen der Krankenhausbetrieb nicht in dem Ausmaß leidet.

Was denkst du, sollten die nächsten Schritt sein?

Von Seiten der Regierung ganz klar sich von der Einmalzahlung zu distanzieren um so in ernsthafte und ergebnisoffene Verhandlungen einsteigen zu können und von den Protestführern und Betriebsräten den bisherigen Weg fortzusetzen und das bestmögliche Ergebnis für die Mitarbeiter herauszuholen ohne dafür den Arbeitsalltag zu sehr zu beeinträchtigen. Sprich auch über alternative Aktionen nachzudenken.