Im Schweinsgallopp in die Gesundheitskrise

Wie gut ist das österreichische Gesundheitssytem tatsächlich?
Lisa Wawra

Österreich, und besonders Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), ist stolz, das „beste Gesundheitssystem der Welt“ zu besitzen. Das wird bei jeder Gelegenheit herausgestrichen. Doch wie gut ist unser Gesundheitssystem tatsächlich? Und in welche Richtung entwickelt es sich angesichts der Wirtschaftskrise und der steigenden Defizite der Krankenkassen?

Beispiel: Schweinegrippe

Im Herbst 09 hat uns die „Schweinegrippe“ voll erreicht. Ginge es nach den düsteren Vorhersagen müsste schon ein Viertel der Bevölkerung der neuen Grippe erlegen sein. H1N1 ist weder schlimmer noch von den Symptomen her merklich anders als die saisonale Grippe. Trotzdem ließen sich in den ersten Tagen, in denen der Impfstoff zur Verfügung stand, Tausende impfen.

Und wem nützt‘s:

Es ist kein Zufall, dass die Schweinegrippe als „Pandemie-Horrorszenario“ auftaucht, wo die vollkommen unbegründete Panik vor der Vogelgrippe noch nicht lange zurück liegt.
Im Januar 09 wurden „Pandemie-Workshops“, gesponsert von Pharmafirmen, angeboten. Das Vogelgrippemedikament Tamiflu, auf dem die Pharmaindustrie nach Ausbleiben der Vogelgrippen-Pandemie sitzen blieb, musste an den Mann/die Frau gebracht werden. Und die Rechnung geht auf. Auch Österreich gibt Unsummen für den nicht gerade billigen Impfstoff „Celvapan" der Firma Baxter aus. Das beschehrt Baxter Gewinne in Millionenhöhe.

Marode Krankenkassen

Die Wiener Krankenkasse rechnet 09 mit einem Defizit von 140 Millionen Euro. Die maroden Krankenkassen suchen insgesamt 1,7 Milliarden Euro, die sie bis 2013 einsparen müssen. Nur wenn gespart wird, gibts staatliche Hilfe (bei den Banken war das doch anders!). Die deutsche Regierung zeigt, wohin es gehen soll: zur Sanierung der Krankenkassen werden die Arbeitgeberbeiträge eingefrohren und „langfristig...einkommensunabhängige Arbeitnehmerbeiträge“ eingeführt. Die Beiträge sind, unabhängig vom Einkommen, für jedeN gleich: Versicherte mit niedrigen Einkommen müssen viel mehr, jene mit hohen Einkommen viel weniger zahlen als heute. Das Ergebnis: die Masse kriegt eine teure, aber miese Grundversorgung. Wer mehr will bzw. braucht, muss privat bezahlen bzw. sich privat Zusatzversichern. Nachdem die Menschen dem Finanzmarkt zu Recht nicht mehr vertrauen, sollen sie gezwungen werden, ihr Geld genau diesem wieder zum spekulieren zu überlassen. Übrigens: in den USA sind knapp 50% aller Privatkonkurse Menschen, die zwar eine private Krankenversicherung haben, aber trotzdem wegen hoher Gesundheitskosten in den Bankrott schlittern.
Dabei ist klar wo wirklich Geld zu holen wäre: Österreichs Unternehmer stehen bei den Gebietskrankenkassen nämlich mit mindestens 954,9 Millionen Euro in der Kreide, schreibt Sozialminister Rudolf Hundstorfer auf Anfrage des SPÖ-Abgeordneten Franz Riepl.

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