Holger Burner: "Der Mensch hat eine bessere Gesellschaft als die jetzige verdient"

Holger Burner wird am 9.9.2011 in Wien auftreten - im Rahmen von "Das Fest zum neuen Vorwärts" im Veranstaltungszentrum Wielandgasse 2-4. Auf den Klassenkampf-Rapper aus Deutschland, der eigentlich David Schultz heißt, freut sich eine kleine aber feine Kultgemeinde. Laura Rafetseder führte ein Gespräch mit ihm.

Laura: Was war dein musikalischer Einstieg und wie lang machst du schon Musik? Und wie bist du zum Rap gekommen?

Holger Burner: Ich rappe aktiv etwa seit 2003, 2-3 Jahre ausschließlich Freestyle/improvisation, seit 2006 auch geschriebene Texte und bin damit recht viel unterwegs, ob auf Konzerten oder auf Demolautsprecherwagen. Warum Rap? Gibt keinen besonderen Kopfgrund dafür, Hip Hop war und ist eine Subkultur, die mich als sehr jungen Jugendlichen begeistert hat, wegen ihrer Energie, ihrerSelbstorganisiertheit, ihren musikalischen Einflüssen und ihrer vielfältigen Ausdrucksweisen wie auch Graffiti oder Breakdance. Rap ist allerdings sehr geeignet Inhalte zu vermitteln, weil eine Zeile sehr viele Silben hat und Rap kann auch sehr gut ausserhalb von Proberäumen und ohne Instrumente zu besitzen gemacht werden, ist also in einer Gesellschaft, in der unnötigerweise Armut existiert sehr demokratisch...

Was ist dein Zugang zum Musikmachen? Gibts eine Message die du vermitteln willst?

Mein Zugang zum Musikmachen war die Überzeugung, das das jeder Mensch ein kreatives Potential hat, das in der Regel von dieser Gesellschaft entweder unterdrückt wird, weil wir lieber 40 Stunden für unsere Chefs arbeiten sollen oder ausgebeutet, weil auch die Kulturindustrie nur Profite machen will. Es einfach auszuleben war mir sehr wichtig... Klar will ich eine Message vermitteln. Kurz gesagt, dass man sich von den Mächtigen nicht alles gefallen lassen muss. Das es Ideen für Widerstand gibt. Das wir ab und zu auch mal gewinnen, auch wenn das selten in der Presse erscheint. Dass der Mensch eine bessere Gesellschaft als die jetzige verdient hätte.

Du bist Mitglied beim Komittee für eine ArbeiterInneninternationale - beeinflußt das deine Musik?

Natürlich beeinflusst meine politische Organisierung meine Musik, viele Ideen und Vorschläge, aber auch viel Wissen, das man sonst nicht so leicht bekommt, habe ich von der Teilnahme an Kampagnen und an Treffen des CWI (in Österreicht ja SLP). Und nicht nur im Kopf zu wissen das die Menschen überall auf der Erde ähnliche Probleme haben sondern Leute zu kennen, die auch überall dagegen kämpfen ist sehr wichtig... Nicht nur, aber auch weil einem dieses Wissen und das Kennenlernen dieser Menschen Energien für den eigenen Widerstand gibt. Wenn ich GenossInnen aus Kasachstan treffe, die für demonstrieren eingeknastet werden, denke ich mir eben schon manchmal "Du könntest ruhig ein bisschen mehr machen."

Wie siehst du die Musikindustrie und was wären Alternativen dazu?

Da ich ja auch Rapworkshops gebe weiss ich: Niemand braucht eine Kulturindustrie um Musik zu machen, der Kulturindustrie geht es um Vermarktung und darum, Profite zu machen. Kultur ist Ausdruck einer Gesellschaft, der Kreativität der Leute in ihr, und in jeder Stadt gibt es hunderte, tausende Leute, die kulturell aktiv sind, ohne dass sie dies vermarkten müssen. Der Graffitimaler OZ aus Hamburg sitzt gerade 18 Monate im Knast für das Verschönern des öffentlichen Raumes, aber keine Firma die die Öffentlichkeit mit Werbeplakaten verschandelt muss Angst haben, weil sie dafür bezahlen können. Kulturtreffpunkte und Probeäume kostenlos in jedem Stadtteil statt Panzerbau undBankenrettungspakete, dann werden wir sehen, was Menschen alles eigentlich viel besser können!

Danke für das Gespräch!

  • Veranstaltungstipp: Das Fest zum neuen Vorwärts9.9.2011, 20.00Wielandgasse 2-4, 1100 Wien