GPA-Konferenz: Eine vergebene Chance

Herbert Wanko, Betriebsrat im Sozialbereich

Trotz der andauernden Wirtschaftskrise erzielen die Banken und Konzerne weiter Rekordgewinne. Demgegenüber stehen jedes Jahr neuerliche Reallohnverluste und der Gegensatz zwischen arm und reich wird ständig größer. Am 4. April trafen sich etwa 700 BetriebsrätInnen der GPA-djp zu einer österreichweiten Konferenz, um zu diskutieren, wie man gegen dieses Ungleichgewicht ankämpfen kann.

Einhellige Meinung der ReferentInnen war, dass es unbedingt notwendig ist, Lohnabschlüsse weit über der Inflationsrate zu erreichen, immer mit dem Argument „um die Kaufkraft der ArbeitnehmerInnen zu stärken“. Danach konnten die Gewerkschaftsspitzen nicht – wie sonst üblich – die „so tollen KV-Abschlüsse“ loben, lenkten aber sofort ab, um ihre Forderung nach Steuerreform zu propagieren.

Eigentlich hätte es auch zu Diskussionen über zukünftige Strategien kommen sollen, doch wurden diese durch zu viele Referate unterbunden. Zu groß war wohl die Angst, dass die Politik der Gewerkschaftsführung in Frage gestellt werden könnte. Außerdem wäre dann wieder einmal klar herausgekommen, dass es keine Strategien gibt.

So entwickelten sich die Diskussionen v.a. in den Pausen, waren dafür aber umso fruchtbarer. Dabei zeigte sich, dass Viele gerade wegen der Strategiediskussion gekommen waren und dass der Schwerpunkt der BetriebsrätInnen sehr wohl auf höheren Lohnabschlüssen liegt.

Die Initiative „Gewerkschaften in die Offensive“, die von der SLP gestartet wurde, fand viele UnterstützerInnen. Um die Gewerkschaften in die Offensive zu drängen, müssen sich die KollegInnen, die diesen Slogan ernst meinen, organisieren und in ihren Betrieben schon jetzt Kampagnen starten, um bei den nächsten KV-Verhandlungen die Forderung nach wirklicher Lohnerhöhung auch durchsetzen zu können.

Jedoch muss auch über den Tellerrand des eigenen Betriebes geschaut werden. Betriebs- und branchenübergreifende Kampagnen sowie Solidaritätsaktionen, wenn andere Branchen in Arbeitskämpfen stehen, sind notwendig. Nur weitreichende Aktionen und Vernetzung können den notwendigen Druck auf die Gewerkschaftsführung aufbauen, um diese endlich zum Umdenken zu zwingen. Die Kampfbereitschaft der KollegInnen ist da. Nun muss diese auch genützt werden.

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