Frisch gekämpft ist halb gewonnen - LehrerInnenstreik in Chicago

Tilman M. Ruster

In Chicago standen 2012 zwei Wochen lang die Schulen still, aber nicht die LehrerInnen. Die Chicago Teachers Union (CTU) führte ihre ca. 26.000 Mitglieder in den Streik.

In vielen Medien hieß es anfangs, sie wollten „Privilegien“ verteidigen. In Wirklichkeit ging es um den Kampf für bessere Bildung und das Zurückschlagen von Kürzungen. Der Bürgermeister wollte u.a. die Bezahlung der LehrerInnen an die Leistungen ihrer SchülerInnen knüpfen. Zusätzlich ging es um den Abbau von Jobs und weitere Verschlechterungen.

Um nicht isoliert zu werden, startete die CTU eine eigene Kampagne, gerichtet an Eltern und Öffentlichkeit. Bei Versammlungen, Demos, Streikposten etc. wurde die Misere im amerikanischen Schulsystem durch LehrerInnen und UnterstützerInnen thematisiert. Statt der Hetze der Medien zu folgen, wandte sich die Wut der Menschen schnell gegen die Stadtregierung und Obama.

Schon nach einer Woche Streik machte der Bürgermeister ein Angebot an die CTU, das viele der Kürzungen abschwächte und von Vielen als Sieg gesehen wurde. Doch die Mehrheit der LehrerInnen stimmte in einer Urabstimmung dagegen. Viel guter Zuspruch von Eltern, SchülerInnen oder einfach nur PassantInnen, die streikende LehrerInnen beglückwünschten, gab ihnen das Selbstvertrauen, den Streik fortzuführen und mehr rauszuholen. Am Ende musste der Bürgermeister seinen „Reformvorschlag“ praktisch begraben. Der Erfolg ist Rückenwind für die Gewerkschaftsbewegung mitten in der Krise.

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