Fleißig und trotzdem arm…

Es gibt kein Recht auf Reichtum, solange es Armut gibt!
Moritz Erkl

Vom „Tellerwäscher zum Millionär“ – dieser „amerikanische“ Traum verspricht, dass jede*r, wenn er oder sie sich nur genug anstrengen würden, reich werden könne. Bezieher*innen von Mindestsicherung (BMS) oder Notstandshilfe, die, laut Bundeskanzler Kurz, „zu lange schlafen“ würden, wären somit einfach zu faul.

Dabei hat Armut nichts mit Fleiß, Hartnäckigkeit oder Intelligenz zu tun. Die Tatsache dass im reichen Österreich 1,5 Millionen Menschen armuts- bzw. ausgrenzungsgefährdet sind liegt vielmehr an den Widersprüchen des Kapitalismus. Man braucht das nötige Kleingeld für eine Spitzenausbildung, um Immobilien zu kaufen, mit Aktienpaketen zu spekulieren, für das Startkapital einer Firma, die wirklich Geld abwirft und um andere für sich arbeiten zu lassen. Firmengründungen führen in Wirklichkeit oft in die Scheinselbstständigkeit: kein Weg aus dieser Misere, da 1-Personen-Unternehmen v.a. Selbstausbeutung sind, nicht aber ein Weg um reich zu werden.

In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Arbeiter*innenklasse viele Errungenschaften (das Recht auf Bildung, Arbeitslosenversicherung, etc…) erkämpft, um der kapitalistischen Armutsfalle zumindest ein Stück weit zu entgehen. Diese stehen einem Kürzungsdauerfeuer gegenüber. Das trifft vor allem jene Menschen, die sowieso schon am Rand der Gesellschaft stehen: Frauen mit Betreuungspflichten, Migrant*innen oder alte Menschen sind in der kapitalistischen Ellenbogenideologie chancenlos. Wehren wir uns gemeinsam!

 

Eine menschenverachtende Logik: Armut tötet!

Die aktuellste Studie der Statistik Austria stellt erneut unter Beweis: arme Menschen sterben früher. Je länger der manifest arme Zustand andauert, desto stärker verringert sich die Lebenserwartung (bei Männern um bis zu 12 Jahre). Dies liegt an den Arbeitsbedingungen, welche diese oft in Kauf nehmen müssen, aber auch an der psychischen Belastung die die ständige Existenzangst mit sich bringt. Wenn die Beheizung der eigenen Wohnung eine finanzielle Hürde darstellt, sind Gesundheitsbeeinträchtigungen vorprogrammiert.

Der zunehmende Trend in Richtung einer 2-Klassen-Medizin folgt hier einer makaberen Logik: Menschen, die auf Grund von Alter und Krankheit nicht in der Lage sind zu arbeiten, verursachen in einem „Sozialstaat“ (Behandlungs-)Kosten ohne entsprechende Einnahmen. Tote aber kosten nichts...

 

Reich von Gottes Gnaden?

Den vielen Armen stehen wenige Reiche gegenüber: das reichste 1% Prozent der Bevölkerung besitzt ein Viertel des Reichtums und katapultiert Österreich damit an die Spitze der Staaten mit der höchsten Vermögensungleichheit.

Die Multimillionär*innen in Österreich sind dies nicht, weil sie 24h/Tag und sieben Tage/Woche schuften. Die allermeisten haben geerbt und machen zu 40% den größten Teil der Vermögensungleichheit in Österreich aus. Gerade der ehemalige österreichische Adel (z.B. Esterházy) ist hier zu nennen.

Denn dieses Vermögen in Form von Firmen, Anteilen, Immobilien oder Grund und Boden können Menschen aus der Arbeiter*innenklasse nicht erreichen. Blanker Hohn ist es, wenn der Erbe von Schloss und Fima und steinreiche ehemalige Wirtschaftsminister Bartenstein sich selbst als typischen „Mittelständler“ bezeichnet.

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