Für eine Welt ohne Kriege, Hunger und Elend - Für eine sozialistische Welt

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Komitees für eine Arbeiterinternationale (englische Abkürzung: CWI) der internationalen Organisation, der die SAV angeschlossen ist, sprach Solidarität mit Peter Taaffe. Peter Taaffe ist Generalsekretär der Sociali


Peter, du bist Gründungsmitglied des CWI. Vor welchem politischen Hintergrund fand die Gründung 1974 statt?

Die Gründung fand vor dem Hintergrund von sehr wichtigen und sehr explosiven Entwicklungen in der Weltgeschichte statt. Es war eine Periode von einer ganzen Reihe von revolutionären und halb revolutionären Ereignissen, sie war beeinflusst von den revolutionären Ereignissen in Frankreich 1968. Hinzu kam der sogenannte Prager Frühling 1968, der Aufstand der tschechoslowakischen Bevölkerung gegen den Stalinismus, der brutal niedergeschlagen wurde. Die Zeit war auch geprägt von der Bewegung gegen den Vietnamkrieg und von Protesten gegen diktatorische Regimes. Nur wenige Tage nach unserer offiziellen Gründung fand die Nelkenrevolution in Portugal statt, die der Diktatur ein Ende bereitete. Es war also eine Zeit, die geprägt war durch Massenbewegungen der Jugend, aber auch eine Zeit, in der ein Gärungsprozess innerhalb der damaligen Arbeiterparteien und der Gewerkschaften stattfand.


Warum war es notwendig, eine neue Internationale zu gründen?

Als erstes möchte ich sagen, dass wir uns sehr bewusst dazu entschieden haben, uns nicht „die“ Internationale zu nennen. Wir haben uns den Namen „Komitee für eine Arbeiterinternationale“ gegeben, weil wir noch keine Internationale mit Massenanhang waren oder sind. Es hat mit der ehrlichen Einschätzung der Kräfte zu tun. Es ist aber auch klar, dass es unsere Aufgabe ist, eine neue Internationale mit Massenanhang aufzubauen. Eine Internationale, die so stark in der Arbeiterklasse verwurzelt ist, wie es die zweite und dritte Internationale waren. Der Hauptgrund, mit dem Aufbau einer neuen Internationalen zu beginnen, war die mangelnde programmatische und methodische Klarheit anderer internationaler Organisationen, die unserer Meinung nach nicht in der Lage waren, Antworten und Perspektiven für die sich neu entwickelnde Weltlage zu geben.


Was unterschied das CWI, selbst als damals noch relative kleine Kraft, von anderen?

Als allererstes waren das unsere politische Klarheit und unsere Perspektiven. Wir hatten zu einer ganzen Reihe von wichtigen Fragen unterschiedliche Positionen als andere marxistische Organisationen und Organisationen, die sich auf Trotzki beriefen. Wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte es natürlich auch keine Notwendigkeit für eine eigene, separate Organisation gegeben. Innerhalb der Arbeiterbewegung sollte man mit solchen Fragen ernsthaft umgehen. Allerdings waren wir der Ansicht, dass unsere politischen Ideen, unser Programm und unsere Methoden und unsere Einschätzungen zu bestimmten Fragen fundamental mit denen anderer auseinander gingen, so dass es keinen Sinn machte, in der gleichen Organisation zu bleiben. Wir hatten beispielsweise eine andere Einschätzung zur Rolle und Bedeutung der Arbeiterklasse im Kampf für eine sozialistische Gesellschaft. Für uns war die Arbeiterklasse nach wir vor die entscheidende Kraft, die Kraft, die aufgrund ihrer Rolle im Produktionsprozess in der Lage ist, gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen. Andere trotzkistische Organisationen waren der Meinung, dass kleinbürgerliche Bewegungen oder die Bauern diese Rolle übernommen hatten. Das ist nur ein Beispiel, eine detailliertere Auseinandersetzung lässt sich in unserer Geschichte nachlesen.


Wenn du heute zurückblickst, was denkst du war die größte Herausforderung für das CWI?

Die größte Herausforderung war und ist nach wie vor, für die Klarheit und Schärfe unserer Ideen zu sorgen. Aber genauso herausfordernd ist es natürlich, diese Ideen in die Sprache der Arbeiterklasse und Jugend zu übersetzen. Es geht darum, an das bestehende Bewusstsein der Arbeiterklasse und Jugend anzuknüpfen und es weiter zu entwickeln.
Eine weitere Herausforderung war es, in die bestehenden Bewegungen zu intervenieren und bedeutsame Kräfte in den verschiedenen Ländern der Welt aufzubauen.


Peter, kannst du uns einige Beispiele dessen nennen, was das CWI bisher erreicht hat?

Ich finde es sehr schwer, einzelne Beispiele herauszupicken. Aber sicherlich gehört der Kampf gegen die Poll-Tax (eine Kopf-Steuer, die Thatcher einführen wollte), den wir angeführt haben und der die Thatcher-Regierung zum Rücktritt gezwungen hat, dazu. Gleichzeitig war es ein großer Erfolg, dass wir auf Basis von unserer Kampagne gegen die Einführung von Wassergebühren in Dublin heute mit Joe Higgins einen Abgeordneten im irischen Parlament haben, der von einem durchschnittlichen Facharbeiterlohn lebt. Ich könnte noch viel mehr Beispiele nennen, weil wir natürlich auch heute dabei sind, Geschichte zu machen. Was ist deiner Meinung nach die größte Aufgabe, die vor uns liegt? Die entscheidende Aufgabe, die vor uns liegt ist, die neue Generation für marxistische und trotzkistische Ideen zu begeistern und zu gewinnen. Und in dieser Hinsicht helfen uns die heutigen Entwicklungen. Der Irakkrieg hat vielen den wahren Charakter des Imperialismus vor Augen geführt. Es besteht die Chance, dass in der nächsten Periode alle Kriegstreiber weggefegt werden. Aznar ist schon weg, Berlusconi und Blair befinden sich in einer schwierigen Position und auch Bush könnte Ende des Jahres die Koffer packen müssen. Sehr wahrscheinlich wird die begonnene Radikalisierung innerhalb der Arbeiterklasse und der Jugend weiter zunehmen und daraus wird sich für die Arbeiterklasse die Notwendigkeit nach politischem Handeln ergeben. 1938 hat Trotzki gesagt, dass die Krise der Menschheit auf die Krise der Führung der Arbeiterbewegung zurückzuführen ist. Heute könnte man noch ergänzen, dass es die Krise oder der Mangel an Organisation der Arbeiterklasse ist. Deshalb denke ich, dass die wichtigste Aufgabe, die vor uns liegt, die ist, mitzuhelfen, mächtige und starke Arbeiterorganisationen aufzubauen, die in der Lage sind, eine Welt aufzubauen, in der es keine Kriege, keinen Hunger und kein Elend mehr gibt.


Das Interview führte Tanja Niemeier.