Euro 2016: Fußball zum Abschalten

„Ignoriert Eure Probleme und schauts lieber Fußball“. So hätten es die Reichen und Mächtigen gerne.
Brettos

Diesen Monat beginnt die Fußball Europameisterschaft der Männer in Frankreich. Millionen von Menschen werden vor den Fernsehgeräten dabei sein, um beim Wettbewerb der besten Teams Europas um den Titel mitzufiebern.

Trotz des andauernden Korruptionsskandals innerhalb des Fußballweltverbandes FIFA rund um deren ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter gab es nur relativ wenig Skandale, die direkt etwas mit der Euro 2016 zu tun haben. Ein schöner Gegensatz zur Weltmeisterschaft 2014, als Korruption so überbordend wurde, dass es mehr DemonstrantInnen als MatchbesucherInnen gab.

So gab es diesmal bislang eine im Wesentlichen unkritische Berichterstattung. Sie bestand aus ein wenig Nationalismus, vermengt mit schönen Worten darüber, wie uns der Fußball alle zusammenbringt (wie niedlich).

Für uns ArbeiterInnen könnte es einfach eine Möglichkeit sein, den Sport zu genießen (auch wenn wir uns die Tickets nicht leisten können und das Bier in den Fanzonen teuer ist). Doch die herrschenden Klassen in Österreich und Europa hoffen auf ein Spektakel, welches von den wachsenden sozialen und politischen Problemen ablenken soll.

Für sie hätte die Euro 2016 zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Die Wut über jahrelange Einsparungen, das Unvermögen, dem Flüchtlingsthema zu begegnen, die wachsende Bedrohung durch rechtsextreme Parteien, der Panama-Skandal und der mögliche Zerfall der EU sind nur einige Probleme, mit denen sie sich konfrontiert sehen.

Im EM-Ausrichtungsland Frankreich gibt es massive Proteste gegen ein von der dortigen Regierung aufgedrücktes Arbeitsgesetz, das es einfacher machen würde, Beschäftigte zu feuern. Dieser Konflikt wird bis zu Beginn des Turniers wohl nicht beigelegt sein.

Möglicherweise werden einige arbeitende Menschen diese Dinge für einen Monat vergessen. Doch den meisten von uns starren Arbeitslosigkeit und Sozialkürzungen jeden Tag ins Gesicht. Deshalb werden ein bisschen „Brot und Spiele“ den kommenden Sturm gegen das kapitalistische System und seine VertreterInnen nicht aufhalten können.

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