Mo 25.09.2017
Seit Monaten schon zieht sich der Konflikt bei den DruckerInnen hin: Die Unternehmen wollen den Kollektivvertrag loswerden und haben sich vor einem Jahr daraus zurückgezogen. Seither wird zwar immer wieder verhandelt, doch auf Seiten der Wirtschaftskammer handelt es sich offensichtlich v.a. um eine Hinhaltetaktik. Die Gewerkschaft spielte da lange genug mit. Im Juni stürmten wütende DruckerInnen die Wirtschaftskammer in Wien. Am Montag den 25. September gab es eine neuerliche Protestaktion im idyllischen Kuffern in Niederösterreich. Dort liegt der Betrieb der Wirtschaftskammer Fachverbandsobfrau Dockner. Diese hatte den Betrieb auch mit gewerkschaftsfeindlichen Plakaten dekorieren lassen, lies provokant eine Sicherheitsfirma das Werk "schützen". Auch wiesen Plakate darauf hin, dass in diesem Betrieb natürlich alle Beschäftigten zufrieden seine. Zu sehen war von ihnen allerdings niemand - und wie freiwillig die "Zufriedenheit" ist bleibt dahin gestellt. Auch in der Branche gibt es Arbeitslosigkeit, die Region ist auch nicht gerade für ihre vielen Jobs bekannt... Frau Docker reagiert wie KapitalistInnen es meistens tun: sie teilen aus, reagieren dann aber beleidigt und wehleidig, wenn sich Beschäftigte wehren.
Die KollegInnen sind mehr als kampfbereit, dass haben sie schon beim WKO-Sturm gezeigt. Aus ganz Österreich sind am 25.9. rund 200 Beschäftigte und BetriebsrätInnen extra angereist. Leider haben es Betriebsratsstrukturen und Gewerkschaft verabsäumt, zu Streik oder zumindest Betriebsversammlung aufzurufen - wer nicht freigestellt ist, muss sich für die Teilnahme extra Urlaub nehmen. Was viele KollegInnen auch tun - ein Indiz dafür, wie wütend und auch verzweifelt sie sind. Aus Salzburg kommen sie mit besonders kämpferischen Tafeln und Transparenten. Alle reden vom Arbeitskampf, machen klar, dass es weitergehen wird. Die Redner der Gewerkschaft geben sich kämpferisch: "Es wird keine Ruhe geben, bis es nicht einen KV gibt. Das ist erst der Anfang." Die Kundgebung endet mit der “Internationalen“, etliche recken die Fäuste. Doch in Gesprächen wird auch klar: Viele KollegInnen wünschen sich endlich einen kämpferischeren Kurs der Gewerkschaft und mehr Gewerkschaftsdemokratie. Immer wieder ist zu hören, dass man schon früher und entschlossener Kämpfen hätte müssen.
Vorwärts, Streikflugi und Streikbroschüre gehen (fast) so gut weg wie die Schnitzelsemmeln, die im Anschluss verteilt werden. Jetzt ist es wichtig, den Druck von unten nicht nur zu artikulieren sondern auch zu organisieren um sicher zu stellen, dass die Gewerkschaftsführung keinen faulen Kompromiss schließt. Das Thema Kollektivivertrag ist dazu gut geeignet: Selbst den bürokratischsten Gewerkschaftsfunktionären sind Kollektivverträge wichtig, sind sie doch Teil ihrer Existenzberechtigung. Und in vielen Branchen gibt es Angriffe auf die KVs. Teilweise werden sie aufgekündigt, teilweise Belegschaften in billigere Verschoben und die Anzahl der Beschäftigten, die in keinem KV sind wächst. Das Thema eignet sich also auch, um branchenübergreifende Proteste zu organisieren. Wenn die KapitalistInnen stur bleiben, dann ist es nötig, einen Gang höher zu schalten. Dafür braucht es auch den Druck aus den Betrieben. Die vielen KollegInnen, die wollen, dass die Gewerkschaften endlich kämpferischer werden müssen sich zusammenschließen und das Rückgrat der kommende Proteste sein. Und zwar nicht nur dafür, dass verhandelt wird. Nicht nur dafür, dass es einen KV gibt. Sondern dafür, dass es einen KV gibt, der keine Verschlechterung, sondern im Gegenteil eine Verbesserung für die Beschäftigten ist!