Die Schule steckt im Vor-Gestern!

Das Bildungssystem geht an den Bedürfnissen von SchülerInnen, LehrerInnen und Familien meilenweit vorbei.
Ein Berufsschullehrer

„Reformen“ werden v.a. als Anlass für Kürzungen genommen. Dabei wird bewusst ein falsches Bild von „betonierenden“ LehrerInnen präsentiert. In Wirklichkeit sind es Politik, Wirtschaft und Schulverwaltung, die sich gegen eine echte Schulreform stemmen. Unterricht wird immer komplexer, Vor- und Nachbereitung aufwendiger. Wenn LehrerInnen länger „in der Klasse stehen“ und längere „Anwesenheitspflicht“ (=Supplierungen) haben, bleibt dafür weniger Zeit. Die Personalvertretung ist oft überlastet oder nicht existent. 60 Stundenwochen sind für LehrerInnen in den ersten Jahren keine Seltenheit!

Unsere Gesellschaft verändert sich rasant, die Schule allerdings kaum. Viele Gebäude sind alt, die Klassenräume bestenfalls unpersönlich. Eine lernfreundliche Umgebung sieht anders aus! Berufstätige Eltern sind Realität und immer mehr erzieherische Aufgaben wandern in Richtung Schule. Die Schule ist daran nicht angepasst worden. Das alles ist nicht Schuld der LehrerInnen, sondern der Politik, die sich mit völlig verkrusteten und veralteten Familien- und Rollenbildern gegen Veränderungen sperrt. Fortschrittliche pädagogische Ansätze gibt es genug. Bestenfalls aber bleiben diese als Schulversuch „stecken“ und sind völlig überlaufen oder im Privatschulbereich und nicht leistbar.

Demokratie ist nicht nur noch nicht in der Schule angekommen, sie wird auch immer weiter beschnitten. Schüler- und LehrerInnen stehen der Schulverwaltung vermehrt als Bittsteller gegenüber. Rechtsansprüche werden zu „Kannbestimmungen“ umfunktioniert. Das soll mit dem neuen Dienstrecht jetzt festgeschrieben werden. Insofern ist es gut, dass sich die Gewerkschaft dagegen stemmt. Es ist aber falsch, es dann auf dem Rücken der künftigen KollegInnen zuzulassen. Wir brauchen ein neues Dienstrecht und jene Milliarden in der Bildung, die für Bankenrettungspakete zur Genüge vorhanden sind! Das heißt v.a. echte Demokratie für SchülerInnen UND LehrerInnen auf allen Ebenen: von der Bestellung der DirektorInnen über Stoff- und Methodenauswahl bis hin zur Verteilung des Geldes.

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