Der rechte Rand: Umweltschutz von rechts

Fabian Lehr

"Grün" ist nicht automatisch links. Man muss gar nicht zurückgehen bis zur Umwelt-und Tierschutzgesetzgebung der Nazis. Rechte suchten auch nach 1945 Anschluss an die grüne Bewegung wie August Haußleiter, der auch nach 1945 der CSU zu rechts war und dann bei den Grünen landete. Nicht, dass Umweltanliegen Neigungen nach rechts implizieren würden. Aber sie schließen sich auch nicht aus und sind gelegentlich Ausdruck von nach rechts anschlussfähigen antimodernistischen Vorurteilen, die von einer (ökologisch wie gesellschaftlich) vermeintlich heilen vorindustriellen Welt träumen. In Österreich fand sich der esoterisch-verschwörungstheoretische Zugang u.a. bei den seit den 50er Jahren aktiven ehemaligen SS-Mitgliedern Wilhelm Landig, Rudolf Mund und Erich Halik, deren publizistische Bandbreite von Umwelt- bzw. "Heimatschutz" bis zu den "Reichsflugscheiben" reicht. Auch der spätere "Weltbund zum Schutz des Lebens" (WSL) verband Umweltschutzphrasen mit rechtsextremer Ideologie und war Teil der Proteste gegen das AKW Temelin. Heute loben die Identitären die Schweizer Kampagne gegen "Masseneinwanderung" dafür, auf eine Verbindung von Zuwanderung und Umweltschäden hingewiesen zu haben. Die FPÖ sagt zwar „Umweltschutz ist Heimatschutz“, baut aber in der Praxis Umweltschutzmaßnahmen ab. "Ökologie" ist eben ein weites Feld und hat keinen Klassenstandpunkt an sich. Sie kann rechter Mystizismus sein oder sinnvolle Forderung nach ökologisch verantwortungsvoller Produktion in einer sozialistischen Planwirtschaft.

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