Brief an Lukas Stuhlpfarrer vom „Euroteam“

Sonja Grusch

Lieber Lukas...
...aus den Medien habe ich über Deinen beruflichen Werdegang und die Firma Euroteam erfahren. Du kannst Dich vielleicht noch an mich erinnern. Wir waren in den Achtziger Jahren beide bei der Sozialistischen Jugend aktiv und bei der Aktion Kritischer Schüler, der Schülerorganisation der SPÖ. Wie ich sehe, haben wir seither sehr unterschiedliche Wege genommen...

ein Brief von Sonja Grusch - Mitglied der SOV, aus der SJ ausgeschlossen und arbeitslos

Die SPÖ ist im Laufe der Achtziger und v.a. der Neunziger Jahre immer mehr zu einer Partei des Sozialabbaus geworden. Sie hat die Sparpakete geschnürt und dabei fast ausschließlich bei sozial Schwachen gekürzt – bei Frauen, Jugendlichen, ArbeitnehmerInnen.
Vor allem hat sich die SPÖ als DIE Europa-Partei präsentiert. In der SJ gab es Anfang der Neunziger Jahre viele Jugendliche die sich gegen die EU, eine Institution die für Skandale, für Massenarbeitslosigkeit und Sozialabbau steht, gestellt haben. Wir wurden damals u.a. wegen unserer Kritik an der EU und der unkritischen Haltung der SJ dazu aus eben dieser ausgechlossen – wo warst Du damals...?
Jetzt sehe ich, daß Dir Deine Verbindungen in die SPÖ genutzt haben. Natürlich hätte auch eine andere Firma als Euroteam all diese Projekte an Land ziehen können – aber es kann nicht schaden, wenn man die richtigen Leute kennt.
Ich habe gelesen, daß Deine Firmen-Gruppe rund 42 Millionen Schilling von Sozialministerium und AMS erhalten hat, um im Zuge der Lehrlingsoffensive Jugendlichen zu helfen eine Job zu kriegen. Ich bin zur Zeit selbst arbeitslos und kenne diese Maßnahmen daher aus eigener Erfahrung. Ich weiß daher auch, worum es in diesen Maßnahmen geht: die Statistik zu schönen, die Öffentlichkeit zu beruhigen und jenen, die die Maßnahmen durchführen, ein nettes Einkommen zukommen zu lassen.
Als Sozialistin wüßte ich viele Aktionen die mit 42 Millionen zu finanzieren wären und die mehr bringen, als ein schönes Leben für Menschen wie Dich.
Lieber Lukas, Dein „politischer Ansatz“ war mir immer zutiefst zuwider. Er ist nichts als zynisch gegenüber den Menschen die von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Du bist einer jener Leute, gegen die immer mehr Menschen kämpfen – Arbeitslose, Jugendliche, Frauen ... Du bist weder sozial, noch demokratisch... aber die Partei, die hat Dir genützt...

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