Beruhigungspillen und PR-Aktionen

Helga Schröder

Der ÖGB fordert einen „Corona-Tausender“ für die „HeldInnen“, „die während der Corona-Krise das Haus verlassen mussten, um zu arbeiten und damit einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt waren“. Das ist das Mindeste, doch nicht einmal das wird von der Regierung umgesetzt. Ein solcher Tausender ist aber völlig unzureichend und müsste eigentlich ein Zusatz zu einer echten, langfristigen Lohnerhöhung sein angesichts der Vermögen, die die Regierung den Unternehmer*innen schenkt.

Im Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich wurde eine „Corona-Gefahrenzulage“ vorgesehen. Sie beträgt maximal 500,- Euro und richtet sich nach der Anzahl der Stunden von 16.3.-30.6.2020, in denen persönlicher und physischer Kontakt zu betreuten Personen bestand. Ein Hohn angesichts der niedrigen Löhne im privaten Gesundheits- und Pflegebereich. Erst bei 220 Stunden persönlichem physischen Kontakt in diesem Zeitraum bekommt man die vollen 500.-. Das macht etwa 33.- pro Woche – und viele bekommen dank Schlupflöchern für die Unternehmen nicht einmal das. Angesichts der schon ohne Corona hohen Belastung und gleichzeitig niedrigen Einkommen in der privaten Sozialwirtschaft – wo verhältnismäßig viele Frauen arbeiten – kann das nur als ein „Abspeisen“ bezeichnet werden.

Zum Vergleich: Wiener Fiakerunternehmer bekommen pro Pferd und Monat von der Stadt 250.- für Futter. Während es für Landwirte eine dauerhafte jährliche Pensionserhöhung von durchschnittlich 450.- gibt, sind für Beschäftigte – wenn überhaupt – nur geringe Einmalzahlungen angedacht. Arbeitslose bekommen – vielleicht – zwischen Juli und September 150 Euro/Monat, von denen oft nicht viel bleibt, weil sie auf die Sozialhilfe angerechnet werden. Große Handelsketten verteilen Gutscheine oder Gutschriften auf Mitarbeiterkarten an Beschäftigte. Auf diese Weise bleibt das Geld als Umsatz im Unternehmen, die Kosten beschränken sich auf Wareneinkaufspreise und trotzdem sieht es nett aus. Langfristige, dauerhafte und echte Erhöhung in cash von Löhnen, Arbeitslosengeld, Pensionen sowie mehr Urlaub und Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohn und Personalausgleich sind so dringend nötig, dass wir selbst aktiv werden müssen, wenn die Gewerkschaften sich auf Worte beschränken.

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