Aktive Betriebsarbeit ist wichtig

Mit jeder KV-Runde wird der Einkommensunterschied zwischen Produktions- und Dienstleistungsbranchen größer.
Herbert Wanko, Betriebsgruppe bei JAW

Um die 4 % Lohnerhöhung ergaben die letzten KV-Erhöhungen für die meisten männerdominierten produzierenden Branchen. Für die hauptsächlich von Frauen getragenen Dienstleistungsbranchen, aber z. B. auch in der Textilindustrie, gab es rund 3,5 %. Die Reallohnverluste gibt es, weil für bessere Abschlüsse meist nicht gekämpft wird, und sich die Sachzwanglogik der Gewerkschaftsspitzen durchsetzt.

Ändern würde sich diese Situation, wenn die GewerkschaftsfunktionärInnen zu kämpfen bereit wären und die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen wirklich vertreten würden. Darauf zu warten würde uns aber bald alt aussehen lassen. Deswegen muss Druck von unten - von den Beschäftigten und BetriebsrätInnen - auf die Gewerkschaftsführung aufgebaut werden. Der Druck von der Basis muss größer sein als jener vom Management! Schließlich sollen sie ja uns vertreten und nicht die Unternehmen oder die Gewerkschaftsbürokratie.

Ein sinnvolles Mittel dafür ist aktive Betriebsarbeit und der Aufbau von Betriebsgruppen. In den Betriebsgruppen werden Forderungen erarbeitet, die aus eigener Erfahrung und aus der Zusammenarbeit und Gesprächen mit allen KollegInnen entstehen. Außerdem können Strategien zur Durchsetzung dieser Forderungen entwickelt werden. Die Betriebsgruppen können sich auch der Unterstützung der anderen KollegInnen sicher sein. Denn kaum etwas ist demotivierender, als wenn einem nicht zugehört wird, bzw. man nicht einmal gefragt wird, was man will. Mit einer solchen aktiven Basis können sich auch die angepasstesten BetriebsrätInnen nicht mehr auf die Ausrede der angeblich fehlenden Unterstützung beziehen und müssen die Forderungen der KollegInnen aufgreifen. Und ihrerseits Druck auf die Gewerkschaft ausüben. Und mit diesen aktiven Betriebsgruppen (aus denen dann auch aktive BetriebsrätInnen werden können) ist ein wichtiger Schritt für erfolgreiche Arbeitskämpfe gelegt. Demokratie und Mitspracherecht werden uns nicht geschenkt. Wir müssen dafür kämpfen.

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